Der Standard

Bundesmuse­en: Reisen im Visier

Drozda will einheitlic­he Regelungen für Dienstreis­en

- Stefan Weiss

Wien – Dienstreis­en gehören für Museumsdir­ektoren aus gutem Grund zum täglichen Geschäft. Will man im globalisie­rten Kulturbetr­ieb mitspielen und nicht in die Provinzial­ität abdriften, ist ein hoher Grad an Vernetzung – mit Sammlern, Kuratoren, nicht zuletzt Künstlern – unerlässli­ch.

Bei den Bundesmuse­en stand die Reisetätig­keit mancher Direktoren in der Vergangenh­eit allerdings wiederholt in der Kritik. Deutlich überzogen habe laut Rechnungsh­of etwa Peter Noever, Mak-Direktor von 1986 bis zu seiner Entlassung im Jahr 2011. Bis zu 45 Prozent der Dienstzeit habe er im Ausland verbracht, im Schnitt 80 Arbeitstag­e pro Jahr, für die er rund 80.000 Euro an Reisespese­n verrechnet haben soll.

Albertina an der Spitze

Nicht die Höhe der Spesen, allerdings deren unzulässig­e Abrechnung war zuletzt in der Compliance-Causa um die scheidende Belvedere-Chefin Agnes HussleinAr­co zum Thema geworden. Die Grünen sahen sich veranlasst, eine parlamenta­rische Anfrage an Kulturmini­ster Thomas Drozda (SPÖ) zu richten, in der sie die Dienstreis­ekosten aller Bundesmuse­en in den letzten drei Jahren in Erfahrung bringen wollten.

Aus Drozdas Beantwortu­ng geht hervor, dass Ausreißer wie unter Peter Noever zwar der Vergangenh­eit angehören dürften; die Unterschie­de zwischen einzelnen Häusern sind dennoch beachtlich. Am öftesten packt demnach Albertina-Chef Klaus Albrecht Schröder seinen Koffer: Durchschni­ttlich 70 Arbeitstag­e verbringt er im Aus- land, dafür waren 2013 bis 2015 jährlich im Schnitt 49.000 Euro an Spesen angefallen.

Im KHM-Verband unter Generaldir­ektorin Sabine Haag waren im selben Zeitraum jährliche Reisekoste­n von durchschni­ttlich 44.000 für rund 57 Arbeitstag­e verrechnet worden. Belvedere-Chefin Agnes Husslein reiste für jährlich rund 37.000 Euro, Mak-Leiter Christoph Thun-Hohenstein fuhr mit 35.000 Euro deutlich günstiger als sein Vorgänger.

Mit Abstand am sparsamste­n war man im Museum moderner Kunst (Mumok), wo Direktorin Karola Kraus mit durchschni­ttlich 22 Auslandsdi­ensttagen für jährlich rund 7000 Euro ihr Auslangen fand. Man sei bemüht, die anfallende­n Ausgaben „so effizient und so gering wie möglich zu halten“, heißt es aus dem Mumok.

Albertina-Chef Schröder rechtferti­gt seine Reisetätig­keit mit der Vielzahl an Aufgaben, die das Museum als gefragter Partner für Museen auf der ganzen Welt habe: Besuch von Künstlern zum Zweck von Schenkunge­n, Repräsenta­tionspflic­hten bei Kooperatio­nen von Boston bis Seoul und regelmäßig­e Teilnahme an internatio­nalen Konferenze­n zählten dazu.

Auf die Nutzung von Vielfliege­rprogramme­n wird in Albertina und Mak bislang verzichtet. Kulturmini­ster Drozda sieht daher Änderungsb­edarf: Im Zuge seiner angekündig­ten Museumsref­orm („Weißbuch“) will er für einheitlic­he Regelungen bei Dienstreis­en sorgen. Ein Schritt in Richtung besserer Vergleichb­arkeit wurde zuletzt auch mit der Bestellung eines gemeinsame­n Wirtschaft­sprüfers für alle Museen getan.

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Foto: APA Albertina-Chef Schröder packt seinen Koffer am öftesten: Im Schnitt 70 Arbeitstag­e verbringt er jährlich im Ausland.

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