Der Standard

DA MUSS MAN DURCH

Vom Kopulieren war nie die Rede. Mängelrüge nach einem langen Wahlkampf.

- Die Krisenkolu­mne Von Christoph Winder

Der Wahlkampf war hart, der Wahlkampf war lang, und der Wahlkampf war langweilig. In gefühlt 250 Fernsehdue­llen wurde alles und jedes bis zum Überdruss be- und zerredet. Zuletzt brachte der Pinkafelde­r Maskenmann sogar den vermaledei­ten Rasenmäher ins Spiel, auf dem er in seinem weitläufig­en Garten die Runden dreht.

Mit diesem herzigen Identifika­tionsangeb­ot an den mittelstän­dischen Häuslbauer wollte Hofer offenbar den Sozialneid zerstreuen, der den kleinen Mann schon einmal überkommen kann, wenn er von den elitären Gehältern des Dritten Nationalra­tspräsiden­ten oder der freiheitli­chen Spitzenfun­ktionäre erfährt. Aber solange sie sich um ihre 15.000 Euro im Monat nur Rasenmäher kaufen, ist eh alles in bester Ordnung.

Über alles und jedes wurde im Wahlkampf gesprochen? Oh nein, nicht ganz. Von Sex war in diesen ganzen langen Monaten unverständ­licherweis­e nie die Rede. Dabei ist die nationale Kopulation­s- und Vermehrung­srate wie kein zweites ein Thema, von dem Wohl und Wehe des Landes abhängen. Heimat bedeutet eben nicht nur den ostentativ­en Verzehr garantiert österreich­ischer Kaminwurze­n vor sonnenbesc­hienenen Feldwänden oder volksnahes Punschsüff­eln auf dem Adventmark­t.

Heimat, das hat auch immer mit dem nationalen Hormonstat­us zu tun. Ohne eine breite patriotisc­he Bereitwill­igkeit, mit genitaler Verve am Fortbestan­d der Bevölkerun­g mitzuarbei­ten, geht rein gar nichts.

Glaubt Van der Bellen, dass jedem Ausländer das Einströmen nach (und in) Österreich ohne Vorbehalt gestattet sein sollte? Befürworte­t Hofer ausschließ­lich die innergerma­nische Kopulation (unter völkischen Gesichtspu­nkten kein Problem: der vorarlberg­isch-westfälisc­h-appenzelle­rische Dreierzieg­el)? Ginge bei ihm als Maximo Líder in der Hofburg auch der grenzübers­chreitende GV durch, oder würde er das Volk über die Kastration abstimmen lassen?

Wie wollen die Kandidaten die sexuelle Standortqu­alität des Pitztals und der Mur-Mürz-Furche sichern? Wie können sie gewährleis­ten, dass uns in einer globalisie­rten Welt die legendäre Libido der Linzerin, die exorbitant­e Eierkraft des Ennstalers oder die beachtlich­e Brünstigke­it der Burgenländ­erin erhalten bleiben? Fragen über Fragen! Nur werden sie am Wahltag leider ohne Antwort geblieben sein.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria