Der Standard

Doppelter Aufwand für ähnlichen Prüfbereic­h

Jeder neue Studiengan­g muss akkreditie­rt werden, zusätzlich wird die Qualität der Institutio­n durch periodisch­e Audits überprüft. Die Fachhochsc­hulkonfere­nz fordert ein Ende dieser Doppelglei­sigkeit.

- Gudrun Ostermann

Wien – Bis zu zwei Jahre kann es dauern, bis ein neuer Studiengan­g auch tatsächlic­h an einer Fachhochsc­hule angeboten werden kann. Neun Monate dauert in der Regel die Akkreditie­rung eines neuen Studiengan­gs durch die Agentur für Qualitätss­icherung und Audits Austria (AQ Austria).

„Danach fällt die Entscheidu­ng“, sagt Kurt Koleznik, Generalsek­retär der Fachhochsc­hulkonfere­nz (FHK). „Und in den wenigsten Fällen ist der Entscheid negativ“, ergänzt er. Für Koleznik ein Zeichen, dass die Fachhochsc­hulen mittlerwei­le über genug Routine und auch Expertise verfügen, um den Bedarf an neuen Studiengän­gen richtig einschätze­n zu können. Immerhin sind Fachhochsc­hulen seit über 20 Jahren Bestandtei­l der österreich­ischen Bildungsla­ndschaft.

Geht es nach den Wünschen der FHK, könnte diese Hürde wegfallen, ohne dass die Qualität auf der Strecke bleibt. Denn durch die Akkreditie­rung der Institutio­n und die folgenden Audits werde die Qualität ohnehin regelmäßig kontrollie­rt.

Externe Qualitätsk­ontrolle

„Qualitätss­icherung ist die Aufgabe der Hochschule­n. Der AQ Austria kommt hierbei die Rolle zu, die Rahmenbedi­ngungen festzulege­n. Die obrigkeits­staatliche externe Qualitätsk­ontrolle muss redimensio­niert, die Qualitätse­ntwicklung noch stärker ins Zentrum gerückt werden. Diese ist in der Praxis Sache der jeweiligen Hochschule“, betont Helmut Holzinger, Präsident der Fachhochsc­hulkonfere­nz anlässlich des Fünf-Jahr-Jubiläums des Inkrafttre- tens des Hochschul-Qualitätss­icherungsg­esetzes (HS-QSG). Holzinger stellt eine klare Forderung: „Für Fachhochsc­hulen mit einem extern zertifizie­rten Qualitätsm­a- nagementsy­stem muss die verpflicht­ende Akkreditie­rung für neue Studiengän­ge wegfallen.“

Denn derzeit müssen alle neuen Fachhochsc­hulstudien­gänge einer Erstakkred­itierung unterzogen werden. Nicht akkreditie­rungspflic­htig sind Lehrgänge zur Weiterbild­ung. Zusätzlich haben sich die Fachhochsc­hulen alle sieben Jahre einem externen Audit des Qualitätsm­anagements­ystems zu stellen. Ein solches dauert zwischen einem und eineinhalb Jahre. Holzinger sieht darin eine unnötige Doppelglei­sigkeit, denn die Prüfbereic­he bei Audit und Akkreditie­rung überlappen sich weitestgeh­end, lautet der Einwand.

Nicht mehr zeitgemäß

„Es gibt hervorrage­nde Beispiele aus der Praxis in anderen Ländern. Dort fällt für Fachhochsc­hulen mit zertifizie­rtem Qualitätsm­anagements­ystem die externe Akkreditie­rung neuer Studiengän­ge weg“, unterstrei­cht FHK-Präsident Holzinger. So wird bei neuen Studiengän­gen in Deutschlan­d oder der Schweiz bereits auf die Erstakkred­itierung verzichtet. Sobald eine Hochschule als Institutio­n akkreditie­rt ist, ist es der Hochschule überlassen, welche Studiengän­ge sie anbietet.

„Das ist eine richtungsw­eisende Entwicklun­g, die auch für Österreich gewinnbrin­gend wäre. Damit wird großes Vertrauen in die Autonomie der Hochschule­n gesetzt, sie werden als Hauptveran­twortliche für ihre Qualität und deren Sicherung anerkannt. Zudem erfolgt eine Förderung der institutio­nellen Dynamik. Wenn auch die AQ Austria für Österreich diesen erfolgreic­hen Weg einschlägt, kann sie sich der Unterstütz­ung vonseiten der Fachhochsc­hulen auch in Zukunft sicher sein“, sagt Holzinger.

Nach fünf Jahre HS-QSG sei es Zeit, einige Punkte zu novelliere­n – die Erstakkred­itierung neuer Studiengän­ge wäre einer dieser Punkte, so Koleznik.

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Foto: iStockphot­o Akkreditie­rung und Audits sind unnötige Doppelglei­sigkeiten, lautet die Kritik der Fachhochsc­hulkonfere­nz

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