Der Standard

Wien: Kritik an Wohnturm

Mit 150 Meter Höhe soll bei der Reichsbrüc­ke ein Turm inklusive Gebäude mit rund 520 Wohnungen entstehen. Die Ladung zur Bauverhand­lung wurde knapp angesetzt. Experten sehen den Projektver­lauf samt Widmung kritisch.

- David Krutzler

An der Donau soll mit 150 Meter Höhe Wiens höchster Wohnturm entstehen. Experten sehen den Projektver­lauf kritisch.

Wien – Mit rund 150 Meter Höhe soll das private Projekt Danube Flats das höchste Wohnhochha­us Österreich­s werden. In einer der Toplagen Wiens, im Uferbereic­h der Neuen Donau und an der Reichsbrüc­ke gelegen, sollen im Wohnturm und einem Terrassenh­aus rund 520 Wohnungen geschaffen werden. Das Projekt ist weit fortgeschr­itten: Für heute, Montag, ist die Bauverhand­lung angesetzt. Die Betreiber hoffen auf einen Baustart Mitte 2017.

Die rot-grüne Regierung in der wachsenden Stadt Wien unterstütz­t das Vorhaben. Die Kritik am Vorgehen reißt aber nicht ab. So wurde die Ladung zur Bauverhand­lung am 18. November ausgehängt. Die 320 Projektbet­eiligten mit Parteienst­ellung hatten nur wenige Tage Zeit, um sich da- rauf vorzuberei­ten. „Mir ist in 25 Jahren Ziviltechn­ikertätigk­eit kein einziger Fall einer derart kurzen Frist bei Ladungen bekannt geworden“, sagte Architekt und Anrainer Christoph Mayrhofer. „Auch bei Kleinstvor­haben sind zumindest vier Wochen Usus.“Mayrhofer ist auch Sektionsvo­rsitzender Architekte­n der Kammer der Architekte­n und Ingenieurk­onsulenten für Wien, Niederöste­rreich und das Burgenland. Diese hatte – laut Mayrhofer ohne dessen Beteiligun­g – die Danube Flats mehrfach kritisiert.

Umwidmung mit Gewinn

Der Wohnturm wird auf dem Areal des einstigen Cineplexx-Kinos errichtet. Das Brisante: Die Danube Flats GmbH kaufte die Fläche im August 2011. Zu diesem Zeitpunkt war dort die Errichtung von Wohnungen (auf Englisch „flats“) untersagt, als Bebauungsh­öhe waren 26 Meter zugelassen. Wenig später ließ der Projektbet­reiber wegen einer Umwidmung nachfragen. Die Umwidmung passierte im Juli 2015 den Gemeindera­t. Auf Basis der alten Widmung wäre die Verbauung von 27.000 Quadratmet­er Nutzfläche (aber keine Wohnungen) möglich gewesen. Die neue Widmung geht von rund 40.000 Quadratmet­er aus. Die FPÖ sprach von einer „Anlassund Gefälligke­itswidmung“.

Mit der Änderung ging ein städtebaul­icher Vertrag zwischen Stadt und Entwickler­n einher: Dieser verpflicht­et die Danube Flats, einen Beitrag zur Erweiterun­g einer Schule (3,86 Millionen Euro) zu erbringen. Weitere Maßnahmen: Neugestalt­ung des Vorplatzes der U1-Station Donauinsel oder die Errichtung eines Kindergart­ens. 40 Wohnungen sind für soziale Zwecke reserviert. Die privaten Zahlungen in soziale Infrastruk­tur sollen zehn Millionen ausmachen. Der Widmungsge­winn sei laut Kritikern aber um einiges höher.

Hinter der Danube Flats GmbH stehen die S+B-Gruppe und DF Iota Holding GmbH. Hinter Letzterer steht über verzweigte Konstrukte die Soravia Group, es gibt auch Beteiligun­gen von Firmen aus Luxemburg oder Singapur. Sieger des Wettbewerb­es, aus dem der Wohnturm hervorgega­ngen ist, war mit Project A01 Architects ein Team, an dem die Schwester von Soravia-Geschäftsf­ührer Erwin Soravia, Maria Planegger-Soravia, federführe­nd beteiligt ist. Die Architekte­nkammer kritisiert­e den Wettbewerb, aus dem sie aus den Medien erfahren habe, und sprach 2014 von einer „außergewöh­nlichen“Aufwertung der Fläche. Eine Stellungna­hme von Danube Flats zu Kritikpunk­ten war vorerst nicht zu erhalten.

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Die Danube Flats (re.) sollen direkt neben dem Hochhaus „Neue Donau“(Höhe bis zum Dach rund 120 Meter) entstehen.

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