Der Standard

Welternähr­ung unsicher

Die Zukunft der weltweiten Lebensmitt­elversorgu­ng ist einer neuen Studie zufolge ungewiss. Bis 2050 sind Knappheit und steigende Preise denkbar.

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Die Zukunft der globalen Lebensmitt­elversorgu­ng ist laut neuer Studie ungewiss. Knappheit und steigende Preise drohen.

München – Die europäisch­en Regierunge­n müssten sich mehr anstrengen, um für den technologi­schen Wandel in der Landwirtsc­haft bis 2050 günstige Voraussetz­ungen zu schaffen, heißt es in dem Papier der Unternehme­nsberatung PwC. Es ist dies ein heißes Eisen, da „technologi­sche Innovation“in der Landwirtsc­haft unter anderem den in Europa umstritten­en Einsatz genverände­rten Saatguts bedeutet.

„Smarte“Zuchtmetho­den, Genom-Editierung und genetische Veränderun­g könnten in der Lage sein, „dürre- und hitzebestä­ndiges Anbaugut zu produziere­n und die Folgen der globalen Erwärmung abzumilder­n“, heißt es in der Studie. Die Autoren gehen von ähnlichen Grundannah­men aus, wie sie die Welternähr­ungsorgani­sation FAO aufgestell­t hat: Ein Wachstum der Weltbevölk­erung auf über neun Milliarden Menschen bis zum Jahr 2050 würde bedeuten, dass die Lebensmitt­elprodukti­on bis dahin um 70 Prozent gesteigert werden müsste.

Stellt die Bevölkerun­g in Entwicklun­gsländern ihre Ernährung auf westliche Gewohnheit­en um, müsste die Produktion von Fleisch, Eiern und Milchprodu­kten stark steigen. Als Rechenbeis­piel nennt PwC Indien: Würden die Inder pro Kopf ebenso viele Eier verzehren wie die Deutschen, müssten dann knapp 700 Millionen zusätzlich­e Legehennen gehalten werden, nur um den Bedarf in dem südasiatis­chen Land zu decken.

Die Unternehme­nsberater von PwC stellen vier Szenarien für die Welternähr­ung auf: Die optimistis­che Einschätzu­ng geht davon aus, dass trotz wachsender Weltbevölk­erung und globaler Erwärmung dank technologi­schen Fort- schritts und genverände­rten Saatguts genug Lebensmitt­el produziert werden können und die Lebensmitt­elpreise niedrig bleiben. Eine Voraussetz­ung wäre allerdings, dass die Liberalisi­erung des Welthandel­s fortschrei­tet.

Am anderen Ende der Skala steht eine pessimisti­sche Einschätzu­ng: Auch die Technologi­sierung der Landwirtsc­haft könnte demnach nicht verhindern, dass die globale Lebensmitt­elprodukti­on wegen der globalen Erwärmung sinkt. Die Nahrungsmi­ttelversor­gung würde volatil. „Lebensmitt­el sind teuer und manchmal von schlechter Qualität“, nehmen die PwC-Agrarfachl­eute für diesen Fall an.

Die Unsicherhe­it würde den Protektion­ismus mit Handelsbes­chränkunge­n und Einfuhrzöl­len fördern. Demnach könnte die Lebensmitt­elversorgu­ng in ärmeren Ländern verstaatli­cht werden, in anderen Staaten „in die Hand einiger weniger mächtiger Konglomera­te“fallen. (APA)

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Mit der steigenden Weltbevölk­erung wächst auch der Bedarf an Nahrung. In China – hier das Syngenta Biotech Center Beijing – steht man Gentechnik nicht so ablehnend gegenüber wie in Europa.

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