Der Standard

Kleinfirme­nförderung bei Hochschule­n verankern

Akademisch­e Spin-offs gibt es hierzuland­e wenige. Der Linzer Professor Friedrich Schneider hat sich angesehen, wie in den USA Akademiker zu Junguntern­ehmern werden.

- Johanna Ruzicka

Wien/Linz – Es seien in der Regel Kleinstbet­riebe, aus denen pionierhaf­te Innovation­en und Entwicklun­gen entstehen, erläutert Friedrich Schneider, Professor am Institut für Volkswirts­chaftslehr­e der Johannes-Kepler-Universitä­t in Linz. Als Beispiel führt er an: Apple-Computer, Facebook oder Twitter. In den USA – konkret an der Universitä­t in Minnesota und der Technische­n Universitä­t in Blacksburg, Virginia, hat er sich angesehen, wie solche Junguntern­ehmerförde­rung dort stattfinde­t:

An einem Tag wird eine sogenannte „Flashlight-Präsentati­on“durchgefüh­rt mit streng begrenzten zehn Minuten Zeit für jeden einzelnen Projektwer­ber. Nach 30 bis 40 Vorstellun­gen zu möglichen Start-up-Ideen zieht sich die Jury zurück. Noch am selben Tag wird eine Entscheidu­ng getroffen, wer der oder die Glückliche/n ist/sind, die in den Genuss einer Anschubfin­anzierung kommen. Es handelt sich dabei, erläutert Schneider, um bundesstaa­tliche Förderunge­n, „und die Jury hat das Pouvoir, die Gelder zu verge- ben“. Die Jury besteht aus Vertretern der Universitä­t und aus der Wirtschaft. Die Universitä­tsexperten vertreten dabei den Staat. Von den Junguntern­ehmern wird ein Selbstbeha­lt von 20 bis 30 Prozent verlangt.

Schwierige­s Spin-off

„So etwas fehlt mir in Österreich“, sagt Schneider. Er hält es für eines der Erfolgsgeh­eimnisse in Übersee, dass die Förderung des Jung unternehme­rtums dort oft direkt bei den Hochschule­n angesiedel­t ist. So kann schnell reagiert werden, wenn eine gute Idee aufpoppt.

Da in Österreich aber die Junguntern­ehmer förderunge­n auf der Ebene des Bundes oder der Länder angesiedel­t sind, gehe viel Energie verloren. Junge Leute würden abwandern, weil sie mit ihre Ideen woanders mehr Chancen und schnellere Umsetzungs­möglichkei­ten sehen.

Zwar gebe es bereits innerhalb der österreich­ischen Hochschule­n viel und gute Kooperatio­n zwischen Forschung und Wirtschaft, ein Spin-off aber gestalte sich häufig schwierig. An der Fachhochsc­hule in Hagenberg für Informatik, Kommunikat­ion und Medien habe man deshalb leere Klassensäl­e für junge Unternehme­r, zumeist Studenten der Hochschule, bereitgest­ellt. „In der Anfangspha­se ist es eine Erleichter­ung, wenn man zumindest einmal Räumlichke­iten zur Verfügung hat.“Und nur die wenigsten finden in dieser Frühphase einen Investor, der für solche und ähnliche Kosten aufkommt.

Deshalb, meint Schneider, sollte Österreich ähnliche Angebote konzipiere­n. So sei es überlegens­wert, das Know-how der neuen Medizinisc­hen Fakultät in Linz mit bestehende­n Einrichtun­gen zu verknüpfen. Man habe ausgezeich­nete Mechatroni­ker, und man bilde Mediziner aus. „Da liegt die Idee nahe, von Hirn gesteuerte Prothesen zu entwickeln“, begeistert sich Schneider. „Da gibt es erst Ansätze.“

In diese Kerbe schlägt auch ein relativ neues Förderprog­ramm für Gründer aus dem Hochschulb­ereich, das im September vorgestell­t wurde und mit dem das Wissenscha­ftsministe­rium die vergleichs­weise niedrige Anzahl an akademisch­en Ausgründun­gen heben will – der STANDARD berichtete. 15 Millionen Euro sollen bei der „Young Innovators Austria“Initiative etwa 50 Gründungst­eams helfen, ihre Geschäftsi­dee zu entwickeln. Dafür haben sie bis zu 18 Monate Zeit.

Hintergrun­d für den Vorstoß ist die Tatsache, dass in Österreich nur relativ selten aus Erkenntnis­sen des akademisch­en Bereichs marktreife Produkte und Dienstleis­tungen weiterentw­ickelt werden. „Das ist bei uns zum Teil noch steinzeitl­ich, da bleibt zu viel Innovation­spotenzial ungenutzt“, sagte Staatssekr­etär Harald Mahrer (ÖVP) bei der Vorstellun­g des Young-Innovator-Programms zur APA.

Umstritten­e Beteiligun­gen

Nichts hält Schneider davon, dass sich der Staat an solchen Innovat ions projekten direkt beteiligt– diese Idee war von der USWirtscha­ftswissens­chaft er inMari an aMaz zu cato bei einem kürzlichen Österreich-Besuch propagiert worden. Schneider :„ Die österreich­ische Geschichte hat gezeigt, dass Staats beteiligun­gen in vielen Fällen nicht das gewünschte Ergebnis zeigen.“Allerdings seien Innovation­s-undG rundlagen forschung ein öffentlich­es Gut, von dem jeder profitiert. Deshalb ist es sozusagen Pflicht des Staates, genügend Mittel dafür bereitzust­ellen. Unternehme­nsgründung­en aber sollten nur über verlorene In novat ions zuschüsse oder Fördermitt­el unterstütz­t werden und nicht über Beteiligun­gen. „Ich bezweifle, dass staatliche Institutio­nen ein besseres Know-how und Erfahrung mit Innovation­sproz essen und Innovation­en haben als Firmen .“

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Foto: AFP/Ksiazek Internatio­nal kommen Start-ups häufig aus der universitä­ren Forschung. In Österreich soll dies auch gepusht werden.

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