Niki Lauda ist not amused
Fieberhafte Mercedes-Suche nach Rosberg-Nachfolger
Köln/Wien – Niki Lauda hatte keine Lust, seine Enttäuschung zu verbergen. Der unerwartete Rücktritt von Weltmeister Nico Rosberg hatte bei Mercedes eine gewaltige Lücke gerissen, und der Aufsichtsratsboss des Rennstalls ließ keinen Zweifel: Zeitpunkt und Umstände des Abschieds sorgen für Unmut. „Wir haben noch nichts, keine Lösung“, sagte der dreimalige Weltmeister im Interview mit der Welt am Sonntag. „Wir stehen voll im Regen ebenso wie die 1200 Mitarbeiter, für die wir verantwortlich sind.“
Lauda respektiert den „einsamen Entschluss“Rosbergs zum Rückzug ins Privatleben, dennoch: Keine vier Monate vor der neuen Saison mit den umfangreichen Regeländerungen müssen die Dominatoren der vergangenen Jahre ihre Planungen umschmeißen. Und Bewerbungen einholen. „Das Thema Fahrerstabilität – ein Doppelweltmeister und ein Weltmeister, also die beste Fahrerpaarung der Formel 1 – ist weg“, sagt Lauda, daraus ergebe sich „eine Riesenunsicherheit“, man befinde sich „in dem für mich schlechtestmöglichen Zustand“.
Bis Weihnachten will Mercedes den Nachfolger finden. In den Stunden nach Rosbergs Verkündung hätten sich „fast alle Fahrer“gemeldet, sagte Lauda im Gespräch mit Sky. „Etwa 90 Prozent des Feldes. Um zu sagen: Hallo, wir sind da.“Lauda will die Verträge möglicher Kandidaten auf Ausstiegsklauseln prüfen. „Es gibt viele Verträge, die PerformanceKlauseln enthalten, in denen viel Kleingedrucktes steht. Es ist nun unsere Pflicht, diese Klauseln zu finden bei den Fahrern, die uns interessieren.“
Namen im Raum
Mercedes-Teamchef Toto Wolff hatte zuvor Kandidaten wie das Red-Bull-Duo Max Verstappen und Daniel Ricciardo oder den Ferrari-Star Sebastian Vettel als „nicht verfügbar“bezeichnet. Lauda sieht das offensichtlich nicht so eng. Eine naheliegende Lösung wäre Pascal Wehrlein, der 22-Jährige gab heuer sein Formel-1-Debüt bei Manor und ist MercedesVertragsfahrer. Ansonsten stehen Namen wie Valtteri Bottas, Sergio Perez, Nico Hülkenberg und Fernando Alonso im Raum.
Laut Wolff soll Rosberg dem Daimler-Konzern in anderer Rolle erhalten bleiben. „Er ist natürlich ein hervorragender Markenbotschafter nicht nur für uns, sondern auch für einige unserer Partner.“Auch Rosberg deutete an, er wolle im Sport weiterhin „irgendwie tätig sein“. Vorerst plant er mit seiner Frau Vivian und der einjährigen Tochter Alaia einen „Riesenurlaub“. (red, sid, APA)