Besuch bei alten Damen
Mehr als die Kommissare Klara Blum (Eva Mattes) und Kai Perlmann (Sebastian Bezzel) werden wir ihn vermissen. Ihn, der in dreißig Tatorten immer dabei war und der nie störte: der Bodensee. Als sollte der Abschied erschwert werden, präsentiert sich das Schwäbische Meer auch gleich zu Beginn des letzten Bodensee- Tatorts Wofür es sich zu leben lohnt als große tintenblaue Stille, durch die ein einsames Boot gleitet.
Schnell ist es vorbei mit der Idylle, denn darin liegt – natürlich grausam ermordet – ein bekannter Rechtspopulist. Der darf in Rückblenden so ungeniert vor sich hinhetzen, dass man ungeduldig auf eine kluge, aufklärende Gegenrede der Kommissare wartet. Bedauerlicherweise bleibt diese aus.
Dafür kommt ein weiterer Mordfall ins Spiel – und dazu noch eine höchst interessante Damenrunde, gespielt von Hanna Schygulla, Irm Hermann und Margit Carstensen. Wie Mattes haben sie alle drei einst mit Regisseur Rainer Werner Fassbinder gearbeitet und zeigen nun, dass der Spruch „Früher war alles besser“nicht der falscheste ist.
Die Drei ziehen mit ihrer Hexenaura nicht nur Zuseher in ihren Bann, sondern auch die ansonsten so spröde Kommissarin. Überhaupt streift der letzte Bodensee- Tatort einige seiner sonst so biederen und beschaulichen Fesseln ab.
Wieder einmal ist die Lösung des Falles völlig uninteressant, aber der Besuch bei den alten Damen lohnt sich allemal. Und falls jemanden in den letzten Sekunden beim Blick auf den Bodensee dann doch Wehmut befällt – nicht traurig sein: In der Region ermittelt bald ein neuer Tatort- Kommissar, und den spielt Harald Schmidt. pderStandard. at/TV-Tagebuch