LESERSTIMMEN
Schwarz-Weiß-Denken
Betrifft: Papst Franziskus In einem 90-minutigen Gespräch mit Jesuiten erklärte Papst Franziskus: Bei moralischen Urteilen sollte die Kirche die Besonderheiten von Einzelfällen stärker berücksichtigen. Schwarz-WeißDenken mache ihm Angst. Besonders wenn es gepaart sei mit übergroßer Strenge und ohne jeweilige Fallunterscheidung. Der Papst empfiehlt die Methode von Thomas von Aquin, wonach der allgemeine Grundsatz für alle gilt, jede Frage jedoch an Nuancen gewinnt, je mehr man in Einzelheiten geht.
Drei Kardinäle, unter ihnen auch der deutsche Kardinal Meißner, schrieben dem Papst einen Brief, der Text von „Amoris Laetitia“sei nicht klar genug, er möge klarer sagen, ob wiederverheiratete Geschiedene in bestimmten Fällen zur Kommunion zugelassen werden können oder nicht. Der Papst ließ die drei konservativen Würdenträger wissen, dass er ihren Brief nicht beantworten werde. Da gingen die drei mit dem Brief an die Öffentlichkeit. Sie meinten wohl, so könnten sie eine Antwort erzwingen. Doch auch jetzt hält der Papst daran fest, dass der Text von „Amoris Laetitia“verständlich und klar genug sei. Er entspricht eben nicht dem Schwarz-Weiß-Denken. Pfr. Helmut Rohner
Dornbirn
Präsidentenkult
Betrifft: „Der Präsident im Klassenzimmer“; Gastkommentar von Karl Heinz Gruber
der Standard, 30. 11. 2016 Universitätsprofessor Karl Heinz Gruber erwähnt in seinem Aufsatz selber, dass den Schülern (und Lehrern) in den USA der Anblick eines Bildes des Präsidenten innerhalb der Schulgebäude erspart bleibt. Hier in Österreich hat man in den Pflichtschulen zusätzlich ein Bild vom Landeshauptmann zu bewundern. Ich habe eine Lehrerlaufbahn hinter mir und bin noch heute froh, dass wir uns an unserer Schule mit einem „Staatswappen“begnügten. Mich würde bei diesem Thema interessieren, wann dieser „Präsidentenkult“eingeführt wurde. Vielleicht sollten die für den „Bilderkult“zuständigen Personen darüber nachdenken, ob dieser noch zeitgemäß ist. Eine Änderung zu einem Staats- und Landeswappen wäre eine bessere (und auch kostengünstigere) Lösung. Vielleicht lie- ge ich falsch und es sollten die betroffenen Personen befragt werden. Ewald Altenhofer per E-Mail
Denkhemmschwelle
Betrifft: „Förderprogramm“; serkastl von Hans Rauscher
der Standard, 26./27. 11. 2016 Das Einserkastl mit dem Titel „Förderprogramm“von Hans Rauscher hat mich bestürzt. Vor allem deshalb, weil er von einer „Mitleidsermüdung“schreibt. Mitleidsermüdung führt zu Verrohung. Eine wichtige Fähigkeit, Menschen als Menschen zu begegnen, ist, zumindest gedanklich, die Rollen tauschen zu können. Kunststück dabei ist, die Denkhemmschwelle „Das könnte mir nicht passieren“zu überschreiten. Würden Sie zum Beispiel als gut integrierter Mensch, wohin auch immer, abgeschoben werden wollen? Wichtig ist, Fluchtgründe und Armut zu bekämpfen statt Flüchtlinge. Um in einer humanen Gesellschaft leben zu können, ist für ihre Mitglieder Voraussetzung, Mitgefühl zeitlebens aufrechtzuerhalten. Der Beitrag von Hans Rauscher war für mich letztlich entscheidend, an der Demonstration teilzunehmen. Paul Bertram
1210 Wien
Ein-