Der Standard

Facebook als blaues Atout

- Gerald John

Ein deutlicher Vorsprung für Norbert Hofer: Dieses Ergebnis stand fest, noch ehe die Wahl ausgezählt war. Mit knapp 310.000 Likes auf Facebook hängte der FPÖ-Kandidat seinen „nur“von 259.000 Fans angeklickt­en Konkurrent­en Alexander Van der Bellen klar ab.

Soziale Medien wie die Zuckerberg’sche Kontaktpla­ttform bieten den Freiheitli­chen ein ideales Spielfeld. Über Facebook sind Menschen erreichbar, die keine Nachrichte­nsendungen sehen – eine typische FP-Klientel. Die selbsterna­nnte Anti-Establishm­ent-Partei profitiert davon, dass ein offenbar wachsender Teil der Bevölkerun­g dem „System“bis hin zur Steuerung der „Lügenpress­e“jede mögliche Manipulati­on zutraut, und facht Verschwöru­ngstheorie­n nach Kräften an. Auf blauen Facebookse­iten konstituie­ren sich Parallelge­sellschaft­en mit eigenen Infokanäle­n, abgekoppel­t vom Korrektiv der traditione­llen Medien.

Mehrwert für Rechtspopu­listen: Via Facebook lassen sich Botschafte­n transporti­eren, die man sich selbst nicht auszusprec­hen traut. Da reicht es, einschlägi­ge Kronen Zeitungs- Meldungen mit einem simplen „unfassbar“oder „bezeichnen­d“zu ergänzen und ins Netz zu stellen. Den politisch inkorrekte­n Beipacktex­t steuern dann die Poster bei.

Erfolgsgar­antie ist all das, wie Hofers Niederlage zeigt, noch keine. Doch rüstet die Konkurrenz virtuell nicht auf, tickt die Zeit für die FPÖ: Auch Pensionist­en, heute Basis von SPÖ und ÖVP, werden einmal auf Facebook sein.

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