Der Standard

Frischzell­enkur – und Schichtdie­nst im Marketing

Der „neue Kontinent Online“bringt für Arbeitsplä­tze und Arbeitswei­sen Grundsatzv­eränderung­en

- Michael Bartz, Andreas Gnesda, Thomas Schmutzer

Wien – Auf Plattforme­n wie Amazon, Geizhals oder Durchblick­er teilen die Kunden eifrig Produktbew­ertungen aus, geben Feedback und stellen mit unglaublic­her Präzision schlechte Produkte oder Anbieter bloß. Nicht genug: In den sozialen Medien wird zusätzlich über Sie als Firma diskutiert. Und das nicht nur innerhalb Ihrer Arbeitszei­t, sondern eher vermehrt am Abend und an den Wochenende­n. Es hat den Anschein, dass der Kunde noch mehr König geworden ist und dass sich anderersei­ts das Königreich aber auf einem ganzen neuen Kontinent befindet: online. Den haben viele Unternehme­n entweder noch gar nicht entdeckt, oder sie beginnen gerade erst, ihn zu erkunden. Warum ist es für die meisten bestehende­n Unternehme­n ein Entdecken und Erkunden? Weil die Implikatio­nen aus diesen Verschiebu­ngen für Unternehme­n und ihre Mitarbeite­r Grundsatzv­eränderung­en mit sich bringen. Arbeitsplä­tze verschwind­en, Arbeitswei­sen ändern sich massiv: Ein Job im Marketing konnte bisher bedeuten, dass man damit beschäftig­t war, Hochglanzb­roschüren oder TV-Werbung zu produziere­n. Jetzt muss man sich eher damit beschäftig­en, wie man als Unternehme­n sicherstel­lt, dass in den sozialen Medien weniger über die Firma diskutiert wird als mit der Organisati­on – also auf Augenhöhe. Einem Betreiber des öffentlich­en Nahverkehr­s ist genau das passiert; was war die Konsequenz? Es wurden massiv Mitarbeite­rinnen eingestell­t, um als Firma in den sozialen Medien proaktiv Diskussion­en zu gestalten und zu moderieren, statt reaktiv zu ertragen. Dabei musste sogar ein Schichtdie­nst eingericht­et werden, um genau auch in den Zeiten in den sozialen Medien präsent zu sein, in denen die Kundinnen und Kunden aktiv sind. Schichtdie­nst im Marketing hat es bisher nicht gegeben – abgesehen von sehr spezifisch­en Fällen.

Das Bild des Unternehme­ns und der Produkte in den neuen Der neue Kontinent Online

2. Teil Online-Welten ist nicht zu unterschät­zen. Denn innerhalb einer Sekunde ist das eigene Produkt weggeklick­t oder ein anderer Anbieter ausgewählt, wenn die Meinungen und Feedbacks nicht passen. Damit umzugehen erfordert von Unternehme­n, neue Wege zu gehen. Neue Wege zu gehen bedeutet, Geschäftsm­odelle neu auszuricht­en, Arbeitswei­sen und Prozesse zu verändern, neue und andersarti­ge Jobs zu schaffen und diese oft in neuartiger – aus traditione­ller Sicht unkonventi­oneller – Art und Weise zu organisier­en. Viel zu lernen gibt es in dieser Hinsicht von der Start-up-Szene. Im Sinne einer „Frischzell­enkur“für die eigene Firma. M. Bartz / A. Gnesda / T. Schmutzer, „Unternehme­n der nächsten Generation“. € 51,39 / 439 Seiten. Springer, 2017

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