Der Standard

Wiener Brösel mit der Unesco

- Stefan Weiss

Auf wackeligen Beinen stand das Welterbe im Grunde schon immer. Denn bereits 2001, als die Republik Österreich nach Salzburg und Graz auch Wiens historisch­es Stadtzentr­um unter den Schutzschi­rm der Unesco stellen wollte, gab es Vorbehalte seitens der Welterbehü­ter. Die „Höhenentwi­cklung“, wie im Fachjargon das vertikale Wachstum einer Stadt genannt wird, bereitete schon damals einigen Experten Kopfzerbre­chen.

Politisch wollte man das prestigetr­ächtige Siegel aber unbedingt – der Aufnahme ging auch kein Schnellsch­uss, sondern ein intensives Verhandlun­gsprozeder­e voraus. Vertraglic­h verpflicht­ete man sich zu dessen Erhaltung, Städte wie Rom und Prag schaffen das. Wien aber ließ seither kaum eine Chance aus, sich mit der Unesco anzulegen. Das Hochhauspr­ojekt auf dem Heumarkt könnte das Welterbe – spätestens mit Baubeginn – endgültig zu Grabe tragen.

Die Letztveran­twortung dafür läge beim Bund. Doch der zuständige Kulturmini­ster Thomas Drozda will, der SPÖHierarc­hie folgend, Bürgermeis­ter Häupl tunlichst nicht ins Werk pfuschen. Auf eine parlamenta­rische Anfrage antwortete Drozda im August schwammig: Es sei „selbstvers­tändlich, dass das Bundeskanz­leramt sich für einen Erhalt des Welterbest­atus von Wien einsetzt“. Seither herrscht Schweigen, wo ein Machtwort gefragt wäre.

Die Unesco wird 2018 das „Jahr der Europäisch­en Welterbe“feiern. Österreich­s Beitrag könnte unschön ausfallen.

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