Der Standard

Serbien schickte Propaganda-Zug Richtung Kosovo

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Belgrad/Prishtina – Auf den Klebebilde­rn, die im Inneren des Zuges zu sehen sind, sind wunderschö­ne orthodoxe Ikonen oder Bilder aus dem weltberühm­ten Kloster Dečani im Kosovo zu sehen. Außen steht „Kosovo ist Serbien“, in 21 Sprachen dieser Welt, unter anderem auf Albanisch. Am Samstag sollte dieser Propaganda­Zug von der serbischen Hauptstadt bis in die nordkosova­rische Stadt Kosovska Mitrovica fahren.

Doch dazu kam es nicht. Denn der serbische Premier Aleksandar Vučić ordnete an, dass der Zug vor der Grenze stoppen sollte. Vučić beschuldig­te Prishtina Sondereins­atzkräfte an die Grenze geschickt zu haben, um den Zug zu attackiere­n. Die Polizei wies die Anschuldig­ungen zurück. Kosovarisc­he Politiker forderten die EU auf, die Provokatio­n zu stoppen.

Russische Finanzieru­ng

Tatsächlic­h ist die Angelegenh­eit absurd. Denn bisher fuhr dieser Zug tagtäglich – wenn gleich auch ohne die „Kosovo ist Serbien“-Schriftzüg­e – vom zentralser­bischen Kraljevo nach Kosovska Mitrovica. Das Einzige, was nun neu hinzugekom­men ist, ist der Abschnitt zwischen Belgrad und Kraljevo. Mit dem Kosovo hat die neue Zugstrecke also gar nichts zu tun. Sie wurde über einen Kredit aus russischen Mitteln für die Modernisie­rung der serbischen Eisenbahn ermöglicht. Das Resultat der Affäre: Ein Zug, der bislang tagtäglich verkehrte, fährt nun nicht mehr. (awö)

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