Der Standard

Das Bild der SPÖ ähnelt dem der ÖVP – und dem der Grünen

Das Profil der beiden Koalitions­parteien ist sehr ähnlich – im Vergleich der Parlaments­parteien können die Freiheitli­chen auf die meisten Unterschie­de verweisen. Aber auch von den Grünen haben die Österreich­erinnen und Österreich­er ein klar umrissenes Bil

- Conrad Seidl

Linz – 57 Prozent der österreich­ischen Wahlberech­tigten geben an, dass sie schon einmal – auf Gemeinde-, Landes- oder Bundeseben­e – SPÖ gewählt haben, 32 Prozent haben die Sozialdemo­kraten schon mehrfach gewählt. Damit liegt die SPÖ vor der ÖVP (zu deren Wahl sich 51 Prozent bekennen) und auch vor Freiheitli­chen (40 Prozent) und Grünen (38).

Die SPÖ ist der Wählerscha­ft also gut vertraut – aber nur jene, die die SPÖ schon mehrfach gewählt haben, sehen sie als so besonders an, dass sie in signifikan­tem Maß die Aussage ablehnen, die SPÖ wäre eine Partei wie jede andere. Das geht aus der vierten Umfragewel­le hervor, in der das Linzer Market-Institut die Profile der Regierungs- und der beiden größeren Opposition­sparteien herausgear­beitet hat.

Die Grafik zeigt: Nur den Freiheitli­chen wird zugebillig­t, anders als die anderen Parteien zu sein – was allerdings nicht nur positiv gesehen wird: 64 Prozent meinen, dass eine FPÖ-Regierungs­beteiligun­g die österreich­ische Gesellscha­ft spalten würde.

Was die Grafik ebenfalls erkennen lässt: Das Parteiprof­il der SPÖ ist jenem der Volksparte­i sehr ähnlich: Ihr Profil als Partei der Arbeitnehm­er ist nur um sechs Prozentpun­kte deutlicher ausgeprägt als das der ÖVP – und sie wird etwa im selben Maß wie ihr Koalitions­partner in der nächsten Bundesregi­erung gewünscht.

„Zwischen der Einschätzu­ng der SPÖ und der Einschätzu­ng der ÖVP gibt es so deutliche Übereinsti­mmungen, dass man gut verstehen kann, dass der Bundeskanz­ler versucht, seiner Partei ein neues Image und neue Inhalte zu verpassen. Wenn man beklagt, dass die ÖVP keine neuen Ideen hätte, dann muss man ja nur schauen, ob der SPÖ neue Ideen zugetraut werden. Es ist ja Zufall, auch weil die Einschätzu­ngen aus unterschie­dlichen Befragungs­wellen kommen: Aber der SPÖ trauen genau gleich wenige Befragte Innovation zu wie der ÖVP“, sagt Market-Forscher David Pfarrhofer.

Der FPÖ und vor allem den Grünen wird wesentlich mehr Ideenpoten­zial oder auch ein klarerer Plan für die Zukunft Österreich­s zugetraut. 63 Prozent der Befragten (und immerhin jeder Zweite ihrer Stammwähle­r) erklärten drei Wochen vor der vielbeacht­eten Rede von Bundeskanz­ler Christian Kern explizit, dass die SPÖ keine klaren Zukunftsvo­rstellunge­n habe – nur 18 Prozent der Wahlberech­tigten meinten, dass die SPÖ einen klaren Plan habe.

„Es ist zu früh, darüber zu urteilen, ob eine großangele­gte Rede mit der entspreche­nden begleitend­en Medienarbe­it rundherum da grundlegen­d etwas ändern kann“, sagt Pfarrhofer. Es sei aber jedenfalls ein guter Versuch, die Stimmung aufzuhelle­n.

Immerhin wird die SPÖ (ähnlich wie die ÖVP) von 37 Prozent für den Stillstand in der Bundesregi­erung verantwort­lich gemacht. Mehr noch: 29 Prozent werfen ihr vor, sich zu sehr in das Leben, das sie selbst führen, einmischen zu wollen. Es sind vor allem Männer und Befragte über 30, die diesen Eindruck haben – weitverbre­itet ist der Vorwurf auch unter FPÖ-Wählern. Erklärte SPÖ-Wähler werfen dasselbe übrigens den Freiheitli­chen vor.

Noch schärfer ist der immerhin von 36 Prozent geteilte (aber von 41 Prozent dezidiert abgelehnte) Vorwurf, die SPÖ behindere „leistungso­rientierte Personen in unserer Gesellscha­ft“.

Zum Image der SPÖ gehört auch, dass nur jeder vierte Befragte ihr zugesteht, für Anstand in der Politik zu stehen (in der Umfrage ist das eine Domäne der Grünen).

Was der Vergleich der Parteien auch zeigt: Die SPÖ steht mehr als alle anderen für eine gerechtere Gesellscha­ft, am nächsten kommen ihr in diesem Punkt die Grünen. Fragt man konkret nach der Sensibilit­ät in Menschenre­chtsfragen, so liegt die SPÖ zwar klar vor ÖVP und FPÖ, aber 26 Prozentpun­kte hinter den Grünen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria