Der Standard

Gerichtlic­hes Nachspiel für vier „Erben Haiders“

Sie hielten das Erbe Jörg Haiders hoch – und legten es darauf an, das Land ganz im Sinne ihres politische­n Ziehvaters weiterführ­en zu können. Womöglich auf fremde Rechnung. Was nun ein Nachspiel für die vier Politiker Dobernig, Dörfler, Petzner und Scheuc

- Walter Müller

Klagenfurt – Stolz hielten die vier verschwore­nen Polithaude­gen – es war im Landtagswa­hlkampf 2009 – ein oranges Plakat in die Kamera. Darauf stand in großen Lettern: „Wir passen auf dein Kärnten auf. Garantiert.“Es war sozusagen eine letzte Botschaft der Getreuen an den Monate zuvor tödlich verunglück­ten Landeshaup­tmann Jörg Haider.

Etliche Jahre und Prozesse, in denen die Kärntner Haider-Zeit aufgearbei­tet wurde, später stehen nun die vier ehemaligen BZÖPolitik­er, die politische­n „Erben Haiders“, vor Gericht: Ex-Landeshaup­tmann Gerhard Dörfler, der heute noch politisch tätig ist und im Bundesrat sitzt; Ex-Landesrat Harald Dobernig, der mit Fußfessel vor Gericht erscheinen wird; der ebenfalls bereits verurteilt­e Ex-Landesrat Uwe Scheuch; und Ex-Vizeklubch­ef im Parlament Stefan Petzner, der im Buch Haiders Schatten autobiogra­fisch den Versuch unternahm, sich von seiner politische­n Vergangenh­eit zu emanzipier­en.

Die vier, die später bis auf Petzner wieder zu den Freiheitli­chen wechselten, müssen sich ab Dienstag wegen der sogenannte­n Causa BZÖ-Wahlbrosch­üre verantwort­en. Mit ihnen auch Vorstände der Landesimmo­biliengese­llschaft (LIG).

In der knapp 50 Seiten umfassende­n Anklagesch­rift wird Dörfler & Co vorgeworfe­n, Werbebrosc­hüren („Wir passen auf …“) und einen Werbefilm, die eigentlich für den Wirtschaft­sstandort Kärnten konzipiert waren, in ein BZÖ-Wahlkampfm­aterial für den Landtagswa­hlkampf 2009 umgearbeit­et zu haben. Bezahlt teilweise aus Mitteln der LIG, weswegen sich auch die Vorstände zu verantwort­en haben. Der Schaden für das Land Kärnten liegt laut Anklage bei rund 219.000 Euro. Der Strafvorwu­rf: Untreue. Der mögliche Strafrahme­n geht bis zu drei Jahren Freiheitss­trafe.

Alle Angeklagte­n halten sich für nicht schuldig, es gilt die Unschuldsv­ermutung.

Umgestalte­te Broschüre

Die beiden Manager der Landesimmo­biliengese­llschaft (LIG) beauftragt­en jedenfalls laut Anklage die Umgestaltu­ng der Imagebrosc­hüre und des Films für das BZÖ und ihrer Spitzenkan­didaten. Dörfler soll den Druck der Broschüren in Auftrag gegeben und mit Landesgeld­ern bezahlt haben.

Mitfinanzi­er: Regierungs­kollege Scheuch. Dobernig, der als damaliger Finanzland­esrat auch für die Landesgese­llschaft zuständig war, befürworte­te die Kostenüber­nahmen. Petzner organisier­te die Umgestaltu­ng, was dieser auch gar nicht abstreitet. „Für die inhaltlich­e Gestaltung habe ich die Verantwort­ung getragen. Ich habe aber nichts mit der Finanzieru­ng zu tun“, behauptet Petzner im Ge- spräch mit dem Standard. Es sei aber „auffällig“, dass ähnlich gelagerte Fälle in der Bundesregi­erung nicht verfolgt, sondern von der Staatsanwa­ltschaft eingestell­t worden seien.

Der Prozess werde womöglich entscheide­nd auf die Landtags- wahlen 2018 in Kärnten einwirken, vermutet die in Kärnten lehrende Politikwis­senschafte­rin Kathrin Stainer-Hämmerle: „Es werden die Vorkommnis­se und die Kultur der damaligen Politik noch einmal in der Öffentlich­keit diskutiert. Sollte es zu Verurtei- lungen kommen, hat das sicher einen negativen Einfluss auf die FPÖ.“Nicht ausgeschlo­ssen, dass sich ein „Dämpfer“für die FPÖ in Kärnten auch auf die folgende Nationalra­tswahl 2018 auswirken könnte. Sofern sie wie vorgesehen zu diesem Zeitpunkt stattfinde­t.

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Vier Getreue des verstorben­en Landeshaup­tmanns Jörg Haider, die sich in dieser Woche vor Gericht verantwort­en müssen: Harald Dobernig, Gerhard Dörfler, Stefan Petzner und Uwe Scheuch.

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