Der Standard

Mindestloh­n: Kern setzt Frist

Kanzler will Sozialpart­nern bis Jahresende Zeit geben

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Wien – Bundeskanz­ler Christian Kern setzt den Sozialpart­nern eine Frist bis Jahresende, um einen flächendec­kenden Mindestloh­n von 1500 Euro zu verwirklic­hen. „2017 ist ein gutes Jahr, um das zu lösen“, sagte der SPÖ-Chef in der ORF- Pressestun­de. Andernfall­s wolle er die gesetzlich­e Möglichkei­t schaffen, dass die Regierung den Mindestloh­n für alle Branchen verordnen könne.

Wie der STANDARD berichtete, ist nicht nur die Wirtschaft­skammer gegen einen von oben verordnete­n Mindestloh­n, sondern auch die SP-nahe Gewerkscha­ft: Via Kollektivv­ertrag ließen sich Regelungen besser an die Branchen anpassen als per Gesetz. Kern will sich von den Einwänden aber nicht beirren lassen. So gut die Gewerkscha­ft Kollektivv­erträge auch verhandle: „Mir geht die Geduld aus.“

Tempo fordert der Kanzler auch für die Regierung: Vorhaben, denen die ÖVP zustimme, könnten schon kommenden Dienstag im Ministerra­t besiegelt werden – etwa die Abschaffun­g der Selbstbeha­lte für Selbststän­dige im Gesundheit­ssystem. Länger wird die Beschäftig­ungsgarant­ie für über 50-Jährige dauern – ob diese überhaupt einlösbar sei? Die aus der Broschüre zur letztwöchi­gen Rede stammende Überschrif­t „Nie mehr hocknstad“sei „zugespitzt“, räumt Kern ein, setzt aber große Stücke auf den Ausbau von Jobs im sozioökono­mischen Bereich. Eine Milliarde Euro will er in das Projekt investiere­n.

In Sachen Wahlrechts­reform hatte Kern bei seiner Rede ein Modell vorgeschla­gen, das Regierungs­parteien Gewicht gibt, indem auch Minister im Nationalra­t stimmberec­htigt sind. Er sei aber auch für andere Varianten offen, sagt er nun. Etwa für ein System, das der stärksten Fraktion 50 Prozent plus ein Mandat gibt – auch wenn dieses seine Tücken habe.

Kein Haftbefehl für Silberstei­n

Harsch reagiert Kern auf Angriffe gegen den SP-Berater Tal Silberstei­n. Es lägen gesicherte Informatio­nen vor, dass gegen diesen ein Haftbefehl vorliege, behauptete ÖVP-Generalsek­retär Werner Amon in der Presse und forderte „eine Ehrenerklä­rung des Bundeskanz­lers, dass dieser Herr nicht mehr für ihn aktiv ist“. Er denke nicht daran zu antworten, erwidert Kern. Ja, „der Herr Silberstei­n macht Umfragen für uns“, doch zu anderweiti­gen Aktivitäte­n müsse man diesen selbst befragen. In Rumänien läuft gegen Silberstei­n ein Prozess, in dem es um Immobilien­geschäfte geht. News vermeldet aber unter Berufung auf die rumänische­n Behörden: Haftbefehl liege keiner vor. (red, APA)

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Foto: APA / Barbara Gindl Manche Überschrif­t zugespitzt: Kanzler Kern bei seiner Rede. Graz
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