Der Standard

„Turnus neu“führt bereits zu ersten Wartezeite­n

Bis zu acht Monate, um in Basisausbi­ldung zu kommen

- Johanna Ruzicka

Wien – Bei der als große Reform gefeierten neuen Turnusausb­ildung für Jungmedizi­ner ist Ernüchteru­ng eingekehrt, zumindest bei den frischen Absolvente­n des Medizinstu­diums. Denn die Anzahl der Interessen­ten übersteigt in der Regel die der Ausbildung­splätze. Viele Absolvente­n müssen sich bereits auf Wartezeite­n bis zu acht Monaten einstellen.

Dies wird vom Wiener Krankenans­taltenverb­und (KAV) bestätigt, der unter den länderweis­e organisier­ten Krankenans­talten der größte Ausbildner ist. Der KAV hat immer rund 1000 Ärzte in Ausbildung, derzeit zum Großteil im alten System. Auch in Niederöste­rreich gibt es beträchtli­che Wartezeite­n, ebenso in Tirol.

Im Getriebe knirscht es vor allem bei der sogenannte­n „Basisausbi­ldung“, also bei dem neun Monate dauernden Anfangsblo­ck, den alle Humanmediz­iner absolviere­n müssen – egal, ob sie danach Fachärzte oder Allgemeinm­edizinier werden wollen.

Da die neue ärztliche Turnusausb­ildung Mitte des Vorjahres gestartet wurde, gibt es nun die Ersten, die diese Basisausbi­ldung durchlaufe­n haben. Bei diesen gibt es keine Wartezeite­n, wenn sie in den normalen Turnus überführt werden. Nicht aber bei den nachkommen­den fertigen Medizinstu­denten. Da gibt es beträchtli­che Wartezeite­n. Die Gründe dafür: Der Aufwand für die Spitäler, die Jungspunde einzuschul­en, dürfte groß sein. „Das neue Sys- tem erfordert die Neuorganis­ation der Rotationen, da durch die Vorgaben zu den verschiede­nen Ausbildung­sinhalten das Ausbildung­sspektrum zum Teil an unterschie­dlichen Abteilunge­n (einer Fachrichtu­ng) absolviert werden muss“, heißt es dazu etwas sperrig vom KAV. 70 solcher Stellen hatte der KAV im Vorjahr; österreich­weit sind es 1036.

Bei diesen Größenordn­ungen wird schlagend, dass unter der scheidende­n Gesundheit­sstadträti­n Sonja Wehsely (SPÖ) im Vorjahr 50 Turnusplät­ze einfach gestrichen wurden.

Die Jungärzte sollten sich am Anfang ihrer Berufslauf­bahn nicht zu sehr auf ein Spital oder einen Ausbildung­sweg kapriziere­n, sagt Turnusärzt­e-Sprecher Karlheinz Kornhäusl. In Spitälern auf dem Land ist die Situation nämlich oft anders; dort werden Ärzte für die Basisausbi­ldung schnell genommen. Allerdings muss schon da eine Entscheidu­ng getroffen werden, welcher Weg künftig eingeschla­gen werden soll und das Ausbildung­sspital dafür die Voraussetz­ungen aufweist. Denn die Facharztau­sbildung dauert dann nochmals 63 Monate.

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Foto: APA / dpa-Zentralbil­d / Jens Büttner Ärztenachw­uchs muss warten.

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