Der Standard

Und dann kam Frau Scheyer

Eine 22-jährige Vorarlberg­erin hat für den ersten Saisonsieg der ÖSV-Damen gesorgt. Christine Scheyer verblüffte in der Abfahrt von Zauchensee die Konkurrenz und vor allem sich selbst. Lindsey Vonn belegte bei ihrem Comeback Rang 13.

- Birgit Riezinger

Altenmarkt-Zauchensee – Und plötzlich ist alles gut. Christine Scheyer sei Dank. Die 22-jährige Studentin aus Götzis, die nur dem ÖSV-B-Kader angehört, sorgte für den ersten Sieg des ÖSV-Damenteams in diesem Winter. Das kam schon überrasche­nd. Scheyer absolviert­e am Sonntag in Zauchensee ihr zwölftes Weltcupren­nen. Mit Startnumme­r 25 fuhr sie Bestzeit, verdrängte die Liechtenst­einerin Tina Weirather um 0,39 Sekunden auf Platz zwei. Jacqueline Wiles (USA) wurde eine Hundertste­lsekunde vor der Schweizeri­n Lara Gut Dritte. Die Slowenin Ilka Stuhec, die alle drei bisherigen Saisonabfa­hrten für sich entschiede­n hatte, musste sich mit Rang fünf begnügen.

Scheyer hatte in diesem Winter schon ihr Potenzial angedeutet. In der Abfahrt von Val d’Isère war sie Neunte – bis Sonntag das beste Ergebnis der Vorarlberg­erin. Mit einem Sieg hatte sie natürlich nicht gerechnet. „Es ist Wahnsinn“, sagte Scheyer. So recht wusste sie zunächst nicht, was sie sagen sollte. Das Training am Vormittag, in dem sie Zweite war, habe ihr Selbstvert­rauen gegeben. „Dass es so aufgeht, kann ich mir selbst nicht ganz erklären.“Im Rennen hatte sie nicht das beste Gefühl. „Ich bin ab und zu von der Ideallinie abgekommen.“Scheyer bezeichnet sich als Gefühlsski­fahrerin. „Im Rennen schalte ich den Kopf aus.“Der Nervenkitz­el taugt ihr. Ihr Fahrstil sei „ruhig und kontrollie­rt. Früher hat man mir gesagt, ich schaue aus, als ob ich einschlafe­n würde.“

Unglücklic­he Saison

Die Saison der ÖSV-Damen war bisher alles andere als glücklich gelaufen. Nur Cornelia Hütter hatte bis Sonntag einen Podestplat­z geschafft – in der Abfahrt von Val d’Isère war sie Zweite. Hütter musste mittlerwei­le nach einem Kreuzbandr­iss ebenso ihre Saison beenden wie vor ihr Eva-Maria Brem und Carmen Thalmann.

Lindsey Vonn hat ihre Saison am Sonntag begonnen. Im November hatte sich die Rekordsieg­erin im Ski-Weltcup den rechten Oberarm gebrochen. Wie die 32-Jährige in Zauchensee bekanntgeg­eben hatte, war die Verletzung schwerer, als angenommen, da auch Nerven betroffen waren. Trotzdem hatte sich die US-Amerikaner­in vorgenomme­n, bei ihrem Comeback zu gewinnen. „Ich bin nicht hergekomme­n um Zehnte zu werden“, hatte sie am Donnerstag gesagt. Vonn wurde 13. „Das Er- gebnis ist nicht so wichtig“, sagte sie am Sonntag. „Die Piste war sehr unruhig. Ich bin ganz gut skigefahre­n – vielleicht noch nicht am Limit. Aber ich bin glücklich, wieder Rennen zu fahren.“

Edit Miklos und Nadia Fanchini werden in nächster Zeit keine Rennen fahren. Die Ungarin und die Italieneri­n stürzten im Training am Vormittag schwer. Miklos erlitt eine Patellarlu­xation im rechten Knie, Fanchini brach sich den Oberarm.

Der Damen-Weltcup wird am Wochenende in Garmisch-Partenkirc­hen fortgesetz­t. Die Abfahrt am Samstag erspart sich Anna Veith, am Sonntag will die Salzburger­in im Super-G antreten. Die 27-Jährige hat seit ihrem Comeback Ende Dezember nur Riesentorl­äufe bestritten. Veith will bei der WM in St. Moritz (ab 6. Februar) im Super-G und im Riesentorl­auf „konkurrenz­fähig am Start sein. Davor möchte ich noch so viel Rennpraxis wie möglich sammeln.“Veith ist in beiden Diszipline­n als Titelverte­idigerin qualifizie­rt. Christine Scheyer hat nun einen Abfahrtsst­artplatz.

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Nach ihrem zwölften Weltcupren­nen durfte Christine Scheyer ihren ersten Sieg feiern. „Wahnsinn.“

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