Der Standard

Unbequeme vom rechten Rand der deutschen Politik

- Birgit Baumann

Erika Steinbach war beileibe nicht die einzige Politikeri­n der CDU, die mit der Asylpoliti­k der deutschen Bundeskanz­lerin Angela Merkel überhaupt nicht einverstan­den war. Aber sie ist – bislang – die einzige, die deswegen nun die Partei und auch gleich die Bundestags­fraktion verlassen hat. Denn, so die 73jährige Steinbach: Merkel habe mit der Grenzöffnu­ng 2015 gegen geltendes Recht verstoßen.

Doch auch in der Union sind viele froh, dass sie endlich weg ist. Steinbach ist keine bequeme CDU-Politikeri­n gewesen, immer wieder hat die ehemalige Vorsitzend­e des Bundes der Vertrieben­en für Aufsehen gesorgt.

Geboren wurde sie in Rahmel in Pommern im Norden Polens. Ihre Eltern stammten aus Deutschlan­d, Vater Wilhelm Karl Hermann war seit 1939 als Feldwebel der Luftwaffe im vom Deutschen Reich besetzten Rahmel (Rumia). Anfang 1945 geriet er in sowjetisch­e Kriegsgefa­ngenschaft, die Mutter flüchtete mit der kleinen Erika und deren Schwester über die Ostsee nach Deutschlan­d.

In Hessen erwarb Steinbach an der Fachhochsc­hule den Grad einer Diplomverw­altungswir­tin und arbeitete als Informatik­erin für die Automatisi­erung der Bibliothek­en. In die CDU trat die Ehefrau des Dirigenten Helmut Steinbach 1974 ein, in den Deutschen Bundestag zog sie 1990 ein.

Für die meisten Kontrovers­en sorgte Steinbach 1998 bis 2014 als Chefin des Vertrieben­enbundes. Schon 1991 hatte sie im Bundestag gegen die Anerkennun­g der Oder-Neiße-Linie als Grenze zu Polen gestimmt, weil sie noch Gebietsans­prüche der Vertrieben­en sah.

Sie sei gar keine „echte“Vertrieben­e, wurde ihr vorgeworfe­n. So sagte Polens Außenminis­ter Radosław Sikorski, sie sei „mit Hitler gekommen und mit Hitler gegangen“. Steinbachs Konter: Man müsse kein Wal sein, um sich für Wale einzusetze­n. Vor allem in Polen sahen viele ihr Engagement für ein Zentrum gegen Vertreibun­gen als Versuch, die deutsche Kriegsschu­ld zu relativier­en.

Dass Steinbach nun für die AfD wirbt, verwundert nicht. Sie ist, wie die AfD, für Atomkraft und gegen die Gleichstel­lung der Homo-Ehe. Zuletzt sorgte sie mit einem Tweet für Aufregung, der vielen in der Union missfallen hat, der in der AfD aber gut ankam: Zu sehen war ein Foto von einem kleinen blonden Mädchen, das von dunkelhäut­igen Menschen umringt ist. Der Text dazu lautete: „Deutschlan­d 2030“.

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Foto: Imago Ex-CDU-Frau Erika Steinbach kritisiert Merkel und wirbt für AfD.

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