Langfristdenken der FPÖ
Heinz-Christian Strache habe schon weniger müde gewirkt, haben einige Beobachter beim Neujahrstreffen der FPÖ bemerkt. Andere wollen wahrgenommen haben, dass auch das Publikum von der schieren Länge der Strache-Rede müde geworden wäre. Und schon im Vorfeld wurde genau nachgemessen: War nicht der Kopf von Norbert Hofer auf den zunächst verschickten Einladungen ein bisserl größer als auf den späteren Versionen?
Mag alles sein. Aber die FPÖ-Strategen kratzt das wenig. Denn sie wissen, dass sich ihre Partei im Laufe der vergangenen Monate gut positionieren konnte: Alle Umfragen zeigen, dass die Chance auf den ersten Platz bei einer (gern) früher oder später fälligen Nationalratswahl intakt ist. Darüber hinaus ist belegbar, dass die FPÖ ein besonders scharfes Oppositionsprofil hat – dass es jetzt also darauf ankommt, Unzufriedene zu gewinnen. Und Strache kann besser als alle anderen Politiker Unzufriedenheit schüren.
Hofer hat derweil eine eigene Strategie: Er positioniert sich als Schatten-Staatsoberhaupt und lässt sich auch nicht zu irgendwelchen Machtspielchen mit Strache provozieren. Denn erstens hat er schon einen guten Posten. Zweitens könnte er es sich im Falle einer freiheitlichen Regierungsbeteiligung wohl aussuchen, welches Amt er will. Und drittens endet Alexander Van der Bellens Amtszeit in spätestens zwölf Jahren. Dann wäre Hofer mit 57 Jahren immer noch jünger, als alle anderen Kandidaten 2016 waren.