Der Standard

KOPF DES TAGES

Eine joviale Hardlineri­n ohne Berührungs­angst

- Marie-Theres Egyed

Johanna Mikl-Leitner will Landeshaup­tfrau genannt werden. Viel tiefer lässt sich die Nachfolger­in von Erwin Pröll, bis März noch geschätzte­r wie gefürchtet­er Landeshaup­tmann von Niederöste­rreich, nicht in die Karten blicken.

Die 52-jährige Hollabrunn­erin, die mit ihrem Mann und den beiden Töchtern in Klosterneu­burg lebt, machte ihren späteren Mentor auf sich aufmerksam, als sie 1992 ein Personenko­mitee für die erste Kandidatur Prölls mitbegründ­ete. Damit legte die Wirtschaft­spädagogin den Grundstein für zahlreiche Initiative­n, bei denen sich kaum ein Prominente­r traute, dem Landesfürs­ten seine Gunst zu verwehren. Der spätere Innenminis­ter Ernst Strasser, damals Landesgesc­häftsführe­r, bestellte die HAK-Lehrerin und Unternehme­nsberateri­n dann zur Marketingl­eiterin der Partei.

Und Mikl-Leitner verinnerli­chte die DNA der niederöste­rreichisch­en Schwarzen: Sie wies mit Härte den politische­n Mitbewerbe­r in die Schranken, kombiniert­e das aber mit einer Leutseligk­eit und jovialen Art, die sie in den innersten Kreis der PröllParte­i aufsteigen ließ. Als Landesgesc­häftsführe­rin trainierte sie Regionalpo­litik, ein Gastspiel im Nationalra­t ließ sie Bundespoli­tik schnuppern, ehe sie 2003 zum ersten Mal dem Ruf Prölls folgte und Sozialland­esrätin wurde – als Belohnung für den von ihr verantwort­eten Wahlkampf, nach dem die ÖVP die Absolute holte.

Doch anders als Pröll musste sie sich zunächst außerhalb des niederöste­rreichisch­en Universums beweisen, um sich ihren Platz in der Erbfolge zu sichern. Die Zusage, als Innenminis­terin nach Wien zu gehen, gab sie erst nach langem Zureden ihres Mentors und dem Verspreche­n, sie wieder zurückzuho­len. In Wien stilisiert­e sie sich als Hardlineri­n – sie war das Gesicht des restriktiv­en Flüchtling­skurses und nahm die „Festung Europa“ins Vokabular der Volksparte­i auf.

Mit dem zweiten Ruf in die blaugelbe Heimat im Vorjahr konnte MiklLeitne­r „den härtesten Job der Bundesregi­erung“mitten in der Flüchtling­skrise hinter sich lassen. Als Finanzland­esrätin bestimmten Termine ohne Berührungs­ängste bei Kreisverke­hrseröffnu­ngen, Kellergass­enfesten und Kindergart­enbesuchen ihren Tag.

Den Spagat zwischen Härte und Herzlichke­it beherrscht sie weiterhin. Einer ihrer ersten Schritte in der Landesregi­erung war, die Mindestsic­herung zu reglementi­eren. Damit bestimmte sie den Kurs der Bundespart­ei.

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Foto: APA Johanna Mikl-Leitner wird Erwin Prölls Erbe in Niederöste­rreich antreten.

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