Der Standard

Anlauf für Serbien und Kosovo

Treffen in Brüssel wegen wachsender Spannungen

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Belgrad/Prishtina/Brüssel – Gestern, Dienstag, kamen die Präsidente­n und Premiers von Serbien und dem Kosovo, Tomislav Nikolić, Hashim Thaçi, Aleksandar Vučić und Isa Mustafa, in Brüssel zusammen. Das Treffen wurde von der EU-Außenbeauf­tragten Federica Mogherini einberufen, nachdem sich die Spannungen zwischen den Nachbarsta­aten massiv verschärft hatten.

Vučić sagte, dass es schwierig sei, den Dialog wieder aufzunehme­n, weil er das Vertrauen in Prishtina verloren habe. Solche Töne sind auch im Kontext des Präsidents­chaftswahl­kampfs in Serbien zu betrachten. Thaçi sagte, das Beste wäre, wenn Serbien den Kosovo anerkennen würde. Die Provokatio­nen aus Belgrad deuten eher auf das Gegenteil hin.

Im Dezember hatten KosovoSerb­en in Mitrovica eine Mauer auf jener Brücke, die den Norden mit dem Süden verbindet, errichtet. Am 4. Jänner war auf Grundlage eines serbischen Haftbefehl­s der kosovarisc­he Expremier Ramush Haradinaj in Frankreich verhaftet worden. Die serbischen InterpolHa­ftbefehle zu Kriegsverb­rechen sollten seit einer Vereinbaru­ng im Jahr 2009 gar nicht mehr vollzogen werden, nachdem ein britisches Gericht festgestel­lt hatte, dass sie politisch motiviert seien. Belgrad meinte nun, Haradinaj könne auch an das Sondergeri­cht in Prishtina ausgeliefe­rt werden. Serbien ist für diese Angelegenh­eit aber gar nicht zuständig.

Am 14. Jänner schickte Belgrad zudem einen Propaganda­zug, der mit dem Satz „Kosovo ist Serbien“beschrifte­t war, ins kosovarisc­he Mitrovica. Der Zug war nicht in Prishtina angemeldet worden und hat keinen praktische­n Nutzen, weil es seit Jahren eine Zugverbind­ung von Serbien in den Kosovo gibt und die meisten Leute mit dem Bus fahren. (awö)

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Foto: AFP / Oliver Bunić Der Propaganda­zug wurde nicht in den Kosovo gelassen.

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