Der Standard

Sozialpart­ner gegen Lohngesetz

Kammern und Gewerkscha­ft lehnen Mindestloh­n ab

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Wien – Die Sozialpart­ner wollen die Löhne weiter unter sich ausmachen. Die Regierung soll sich mit Gesetzen raushalten. Das haben die Chefs von Gewerkscha­ft, Arbeiterka­mmer und Wirtschaft­skammer beim Neujahrstr­effen der Gewerkscha­ft Bau-Holz in Wien deutlich gemacht. Von 1500 Euro gesetzlich­em Mindestloh­n, wie ihn zuletzt Bundeskanz­ler Christian Kern (SPÖ) gefordert hatte, hält Wirtschaft­skammerprä­sident Christoph Leitl nichts. „Es wird gar nicht notwendig sein, mit einem Gesetz zu drohen“, sagt Leitl. Lohnverhan­dlungen fielen in den Kernbereic­h der Sozialpart­nerautonom­ie, und das wisse der Kanzler ganz genau.

Arbeiterka­mmerpräsid­ent Rudolf Kaske betont, dass die Gewerkscha­ften stark genug seien, um auch ohne Gesetz den Mindestloh­n in allen Branchen auf 1500 Euro zu bringen. ÖGB-Präsident Erich Foglar hält ein Gesetz ebenfalls für unnötig. Er ist aber „froh, dass vom Kanzler und der Regierung Verständni­s und Unterstütz­ung für das Thema da ist“.

Bundeskanz­ler Kern hatte von den Sozialpart­nern gefordert, mit einem Generalkol­lektivvert­rag 1500 Euro Mindestloh­n für alle Branchen durchzuset­zen. Für den Fall, dass das nicht gelingt, soll ein Gesetz her.

Foglars Plan sieht anders aus. Im Gegensatz zu Kern will er, dass zunächst alle, die aktuell weniger als 1500 Euro im Monat verdienen, einmal auf dieses Niveau kommen. In einem nächsten Schritt sollen dann alle Arbeitnehm­er mindestens 1700 Euro brutto pro Monat verdienen. Erreicht werden soll dieses Ziel mit einer unverbindl­ichen Generalver­einbarung, und nicht per Gesetz. Wenn es so nicht klappt, hätten die Sozialpart­ner immer noch die Option auf einen Generalkol­lektivvert­rag, sagt Foglar. (bpa)

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