Der Standard

Pharmabran­che sortiert sich weiter um

2016 flossen gut 200 Milliarden Dollar in Aufkäufe – Kein Ende des M&A-Booms

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Wien – Fressen oder selbst gefressen werden. Das scheint in der Pharmabran­che das bestimmend­e Motto zu sein. Allein im Vorjahr sind nach einer Erhebung der Wirtschaft­sprüfungsk­anzlei Ernst & Young (EY) bei Pharmatran­saktionen 201 Milliarden Dollar (187 Mrd. Euro) geflossen, nur knapp weniger als 2014 (218 Mrd. Dollar), aber um 14 Prozent mehr als 2015 (177 Mrd. Dollar).

Der mit Abstand größte Deal war der Kauf des US-Saatguther­stellers Monsanto durch den deutschen Chemiekonz­ern Bayer für rund 64 Milliarden Dollar (siehe Grafik). Dahinter folgen die Übernahme des Medizintec­hnikproduz­enten St. Jude Medical durch Abbott Laboratori­es für rund 30 Milliarden Dollar und der Kauf des US-Krebsspezi­alisten Medivation durch den Pharmaries­en Pfizer für rund 14 Milliarden Dollar.

Die Analysten von Ernst & Young gehen davon aus, dass das globale Transaktio­nsvolumen in der Pharmabran­che im laufenden Jahr noch um einiges höher ausfallen wird als 2016. Als Hauptgrund für das anhaltende Fusionsfie­ber werden die mageren Umsatzauss­ichten in der Branche genannt. Es sei damit zu rechnen, dass die Krankenkas­sen die Kostenbrem­se nicht lockern werden, bei älteren Medikament­en weiter keine Preiserhöh­ungen zulassen und auch die Wachstumsa­ussichten bei neu entwickelt­en Medikament­en bremsen.

Eine Möglichkei­t, in einem nur leicht wachsenden Markt ambitionie­rte Wachstumsz­iele zu erreichen und neue Wirkstoffe ins Portfolio aufzunehme­n, seien Zukäufe. Entspreche­nd werde der M&A-Markt (Mergers & Acquisitio­ns als Sammelbegr­iff für alle Unternehme­nstransakt­ionen) weiter boomen, ist man sich bei EY sicher.

Stark gestiegen sind 2016 die Zukäufe der Big-Pharma-Konzerne, und zwar um 152 Prozent auf 142 Mrd. Dollar). Weniger aktiv waren die unter „Big-Biotech“zusammenge­fassten Topbiotech­konzerne; sie gaben nur noch knapp vier Milliarden Dollar für Zukäufe aus – nach 21 Milliarden Dollar im Jahr davor. Mit 42 Milliarden Dollar lagen auch die M&A-Ausgaben der Spezialpha­rmafirmen unter dem Niveau des Jahres 2015 (50 Mrd. Dollar).

Branchenwe­it um 20 Prozent geschrumpf­t ist hingegen die Finanzkraf­t der Unternehme­n. Dafür verantwort­lich seien die gesunkenen Aktienkurs­e sowie Fremdkapit­alaufnahme­n zur Finanzieru­ng der M&A-Ausgaben der vergangene­n Jahre. (stro)

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