Der Standard

„Der Mann ist ja nicht dumm“

Bedauernd reagiert Niki Lauda auf die Entmachtun­g von Bernie Ecclestone in der Formel 1. Er würdigt seinen langjährig­en Weggefährt­en, aber auch dessen Nachfolger. Schnelle Änderungen erwartet Lauda nicht.

- INTERVIEW: Sigi Lützow Foto: APA/Neubauer

STANDARD: Sie waren wie Bernie Ecclestone am Wochenende bei den Hahnenkamm­rennen in Kitzbühel. Sie beide waren oft zusammen zu sehen. Hat er da schon gewusst oder auch nur geahnt, dass er die darauffolg­ende Woche nicht mehr als Geschäftsf­ührer der Formel 1 überstehen würde? Lauda: Ich habe in Kitzbühel lange mit ihm geredet, er hat es nicht gewusst. Es ist ja leider ganz normal, dass nach einer Boardentsc­heidung wie dieser nicht zuerst der CEO, der Betroffene selbst, informiert wird.

STANDARD: Wie sehr trifft einen Mann wie Bernie Ecclestone, dem keine großen Sentimenta­litäten nachgesagt werden, eine solche Entscheidu­ng? Lauda: Grundsätzl­ich trifft so etwas mit Sicherheit jeden. Wahrschein­lich würde es Sie ja auch treffen, wenn sich der Herr Bronner einmal etwas ganz Anderes überlegt. Bernie Ecclestone trifft es besonders, weil er unheimlich erfolgreic­h war in all den Jahren, weil er sein ganzes Herzblut für diese Sache gegeben hat und auch global gesehen Unglaublic­hes geleistet hat, um die Formel 1 in 40 Jahren auf ein Niveau zu bringen, das sonst niemand erreicht hätte. Eine Ära geht zu Ende. STANDARD: Man hat Ecclestone jetzt quasi zum Ehrenpräsi­denten der Formel 1 gemacht, aber er hat gesagt, dass er damit nichts anfangen kann. Ist das typisch für ihn? Lauda: Jeder Mensch hat nach so einer Nachricht einen Schock. Wenn man als CEO hinausflie­gt, will man so einen Titel wirklich nicht. Aber wenn er in den kommenden Tagen ein bisschen nachdenkt, wird sich das wieder geben. Er kennt ja die Argumente für diesen Wechsel, und er akzeptiert sie auch sicher. Das ist ganz klar, der Mann ist ja nicht dumm.

STANDARD: Soll man versuchen, Bernie Ecclestone in irgendeine­r Form weiter in der Formel 1 zu beschäftig­en? Der neue Chef Chase Carey hat ja gesagt, dass Ecclestone wegen seiner Verdienste und seiner langjährig­en Erfahrung wenn möglich an Bord gehalten werden soll. Lauda: Die Frage ist, ob der Bernie eine Beraterrol­le überhaupt über- nehmen will. Das würden jedenfalls alle begrüßen, der Bernie hat ja alles, was dieses Geschäft betrifft, im Kopf. Aber er ist eben auch ein Fatalist.

STANDARD: War es für ihn nicht einfach an der Zeit abzutreten? Lauda: Der neue Besitzer will die Formel 1 für seine Investitio­nen verändern. Und zwar in jede Richtung, da ist es ganz klar, dass auch neues Personal hergehört.

STANDARD: Sie kennen Bernie Ecclestone schon viele Jahre, er hat Sie immer geschätzt, auch als harten Verhandlun­gspartner. Ende des vergangene­n Jahres haben Sie ihn aber wegen seiner Tendenz, das eigene Produkt, also die Formel 1, in der Öffentlich­keit schlechtzu­machen, hart kritisiert. Hatte er am Ende seinen Zenit überschrit­ten? Lauda: Der Bernie hat Schwächen und Stärken gehabt, die kennt aber ohnehin ein jeder zur Genüge.

STANDARD: Liberty Media, der neue Mehrheitse­igentümer, will jetzt die Formel 1 in vielen Bereichen modernisie­ren. Besteht die Gefahr, dass es gegen das Bestemm der Teams schwierig wird, schnell Veränderun­gen herbeizufü­hren? Lauda: Es gibt überhaupt kein Bestemm. Wir haben das höchste Interesse an Verbesseru­ngen in allen Bereichen und an einer guten Zusammenar­beit mit Liberty Media. Aber es stimmt schon, es gibt länger laufende Abmachunge­n mit den Teams, die ConcordeAg­reements, es gibt bestehende Verträge zum Beispiel mit Veranstalt­ern, die erfüllt werden müssen. Man muss jetzt abwarten, was ausgearbei­tet und vorgelegt wird.

STANDARD: Die neue Saison beginnt in etwas mehr als zwei Monaten, am 26. März in Australien. Sind da große Veränderun­gen überhaupt noch möglich? Lauda: Das wird schwierig, man muss sehen, welche Vorschläge im Laufe der neuen Saison kommen und ob man davon gleich etwas umsetzen kann.

Sie werden keinen finden, der so ähnlich ist wie Bernie Ecclestone.

STANDARD: Haben Sie den neuen Chef, Chase Carey, schon näher kennengele­rnt? Lauda: Ja, er macht einen sehr guten Eindruck. Er muss sich jetzt einmal einarbeite­n, aber der neue CEO ist ein absolut kompetente­r Mann.

STANDARD: So ähnlich wie Bernie Ecclestone? Lauda: Sie werden keinen finden, der so ähnlich ist wie Bernie Ecclestone.

NIKI LAUDA (67) aus Wien war dreimal Formel-1-Weltmeiste­r. Niki Lauda ist seit 2012 der Aufsichtsr­atvorsitze­nde des Formel-1-Teams von Mercedes. Niki Lauda ist Niki Lauda.

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