LESERSTIMMEN
Entzogene Wurzeln
Betrifft: „Pro/Kontra: Kopftuchverbot im öffentlichen Dienst“von Conrad Seidl und Andreas Schnauder
der Standard, 9. 1. 2017 Zunächst muss man festhalten, dass der Islam durch die Vorschrift, dass Frauen Kopftücher zu tragen haben, seinen Glauben sehr deutlich zur Schau stellt. Damit unterscheidet er sich wesentlich von anderen Religionen. Ein Gegenbeispiel ist das Christentum, das in Österreich mehrheitlich verbreitet ist. Das Tragen eines Kreuzes ist in dieser Glaubensgemeinschaft nicht verpflichtend, wodurch die Religionszugehörigkeit nicht erkennbar ist.
Allerdings verbindet die Muslime das Tragen der Kopftücher sicher noch mit ihrer Heimat. Aus diesem Grund kann man nicht einfach das Kopftuchverbot einführen, da sie sonst von ihrem Glauben und ihrer Kultur einen weiteren Schritt getrennt werden würden. Das wäre diskriminierend, man würde ihnen ihre Wurzeln entziehen, und es würde zur Orientierungslosigkeit beitragen.
Ich bin überzeugt davon, dass man Zuwanderern nicht alles nehmen kann, was in ihrem früheren Leben von großer Bedeutung war. Denn so werden sie auch vieles unserer Kultur infrage stellen. Damit würde die Integration durch ständige gegenseitige Anschuldigungen erschwert werden. Lena Schönthaler Schülerin in Wien
Verbot als bessere Alternative
Es ist wichtig, seine politische Gesinnung nicht öffentlich preiszugeben. Es stimmt, dass man Zweifel an der Objektivität eines Staatsdieners hat, wenn er einem als „Roter, Grüner, Blauer oder Schwarzer“entgegentreten würde und nicht als neutraler Bürokrat. Nehmen wir als Beispiel die Situation einer Bewerbung:
Bei einem Unterstützer der Freiheitlichen würde ich mir aufgrund der herrschenden politischen Ungleichheit zwischen mir und meinem Gegenüber etwas schwerer bei der Vergebung des Jobs tun. Ich will niemanden diskriminieren, aber dieselben Chancen wie ein auf den ersten Blick politisch nichtssagender Bürger würde er von mir nicht bekommen.
Ein Kopftuchverbot ist ein ziemlicher Eingriff in das private Leben dieser Menschen. Es gibt Konservative, die ohne Kopftuch nicht das Haus verlassen wollen. Durch ein solch offenes Ausleben des islamischen Glaubens fühlen sich viele Menschen jedoch provoziert und herausgefordert. Daher ist zur Prävention bevorstehender Konflikte ein Kopftuchverbot vorzuziehen. Benedikt Paul
Schüler in Wien