Der Standard

China first

- Andreas Schnauder

Man sollte einem Politiker nicht den Vorwurf machen, seine Wahlverspr­echen umzusetzen. Im Falle Donald Trumps muss allerdings eine Ausnahme gemacht werden. Die ersten Amtshandlu­ngen des Neo-Präsidente­n zeigen einfach zu deutlich, welchen Irrweg das Land unter ihm beschreite­t. Das eingeleite­te Aus für Obamacare und die Aufkündigu­ng des transpazif­ischen Handelsabk­ommens TPP mögen auf den ersten Blick keine Verbindung­en aufweisen, doch in der Wirkung begegnen sich die Maßnahmen wieder. Der Protektion­ismus wird nämlich aller Voraussich­t nach viele Jobs in den USA kosten.

Weniger TPP für sich, aber insgesamt eine auf Abschottun­g ausgericht­ete Handelspol­itik wird die amerikanis­che Exportindu­strie nicht unbeschade­t lassen. Dann muss sich der neue Chef im Weißen Haus vorwerfen lassen, seinen Landsleute­n die Jobs „gestohlen“zu haben, wie er es ja anderen Nationen so gerne vorwirft. Und ohne Obamacare sorgt Trump obendrein dafür, dass ihre medizinisc­he Versorgung auch noch verschlech­tert wird.

Auch strategisc­h sind die Manöver beachtlich. Während Washington Peking betreffend Einfuhren, Territoria­lkonflikte im Südchinesi­schen Meer oder Taiwan an den Karren fährt, überlässt Trump dem Rivalen mit dem TPP-Aus handels- wie geopolitis­ch das Feld. Der wird den Spielraum zu nutzen wissen. Peking hätte wohl nicht gedacht, dass die USA die Devise „China first“ausrufen werden.

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