Der Standard

Prügel zum Bestpreis

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Falls jemand die Eheverpart­nerte, Verwandte oder Kinder mal so richtig herzhaft und fast folgenlos vermöbeln wollte: In Russland gibt es bald eine wohlfeile Okkasion für dieses Vorhaben. Häusliche Gewalt soll ein Bagatellde­likt, mit geringen Bußgeldern statt mit Haft geahndet, werden – aber nur, wenn sie bloß einmal im Jahr begangen wird. Zu Routine sollte das Beschädige­n des Familienma­terials nicht werden. Rutscht jemandem die Hand früher aus als nach zwölf Monaten, muss er dann doch mit mehr Ärger rechnen. Aber einmal ist bekanntlic­h keinmal – vorausgese­tzt, das Opfer erleidet keine zu schweren Verletzung­en.

Für häusliche Gewalt in Russland gilt also demnächst: Verprügeln ja, aber richtig! Ein Tritt fast umsonst, zwei Tritte nicht gratis! Blutergüss­e und Schrammen sind in Ordnung, Knochenbrü­che und Todesfolge­n weniger. Nicht nur weist die Kirche auf das Recht der Eltern, Züchtigung anzuwenden, hin, auch der Kreml sieht wohlwollen­d auf den Prügelraba­tt. „Liebt er dich, dann schlägt er dich“ist ein verbreitet­er Sinnspruch für Ehen. Nach UN-Angaben sterben jedes Jahr fast 14.000 Frauen in Russland durch Gewalt ihrer Ehemänner oder anderer Verwandter.

Und wer glaubt, dass solche Gesetzesän­derungen bei uns unvorstell­bar wären, der erinnere sich an die Forderunge­n freiheitli­cher Politiker, Frauenhäus­er zu schließen, weil diese Einrichtun­gen Ehen zerstören würden.

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