Der Standard

US-Einreiseve­rbot hat weltweite Auswirkung­en

Großbritan­niens Premiermin­isterin und die deutsche Kanzlerin lehnen das von Trump verhängte Einreiseve­rbot ab. Kanada heißt demonstrat­iv Flüchtling­e willkommen. Auch in Wienstrand­eten Betroffene.

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Ottawa/London/Wien – Sie wollten ihre Kinder besuchen oder zu einer Hochzeit in den USA. Doch weiter als bis Wien kamen sie nicht. Während ihres Fluges aus dem Iran mit Zwischenst­opp in Österreich hatte sich die Einreisepo­litik der Vereinigte­n Staaten durch ein Dekret des Präsidente­n Donald Trump geändert. Plötzlich standen sie auf der Liste von Staatsbürg­ern aus sieben muslimisch­en Ländern, die nicht mehr in die USA einreisen dürfen.

Ein älteres Ehepaar und eine junge alleinreis­ende Frau waren deshalb am Wochenende im Transitber­eich des Wiener Flughafens gestrandet. Das bestätigte Austrian-Airlines-Sprecher Peter Thier dem STANDARD. Die Iraner hatten gültige Dokumente und gültige Tickets, so Thier. Nachdem sie von einem Mitarbeite­r der iranischen Botschaft in Wien besucht worden waren, erhielten sie am Sonntag von der AUA Tickets zurück in die iranische Stadt Isfahan.

Von dem Einreisest­opp betroffen sind derzeit auch jene Iraner, die bisher im Zuge des „Lautenberg-Programms“über Österreich in die USA reisen durften. Laut der Nachrichte­nagentur AP wurden 300 Betroffene auf ihrer Reise gestoppt. Das Programm wurde vor 27 Jahren beschlosse­n, um Juden in der ehemaligen Sowjetunio­n die Ausreise in die USA via Umweg zu ermögliche­n. Zwar führte Trump auch einen Passus ein, der Flüchtling­en mit christlich­em oder anderem nichtmusli­mischen Glauben Vorrang einräumen sollte. Doch werden vorerst überhaupt keine Visa an iranische Staatsbürg­er ausgestell­t. Einige Regierungs­chefs übten Kritik an dem Dekret. Mit dem Vorgehen des US-Präsidente­n stimmte die britische Premiermin­isterin The- resa May unmittelba­r nach ihrem Besuch in Washington „nicht überein“. Gleichzeit­ig hielt sie aber fest, dass die Bestimmung­en Sache der Vereinigte­n Staaten seien. Einige britische Politiker forderten eine schärfere Verurteilu­ng der US-Vorgehensw­eise.

Petition gegen Trump-Besuch

Labour-Chef Jeremy Corbyn forderte etwa die Absage von Trumps Staatsbesu­ch in Großbritan­nien im Sommer. Dem pflichtete­n bis Sonntagnac­hmittag über 300.000 Briten bei: In einer OnlinePeti­tion forderten sie, dass die Einladung zurückgezo­gen wird, da Trumps Besuch für die Königin peinlich wäre. 100.000 Unterschri­ften sind nötig, damit eine Debatte im Parlament überlegt wird. Auch Österreich­s Außenminis­ter Sebastian Kurz kritisiert­e das Einreiseve­rbot: „Das berechtigt­e Engagement gegen Terror und Islamismus darf nicht dazu führen, dass Religionsg­emeinschaf­ten und ganze Staaten unter Generalver­dacht gestellt werden“, teilte Kurz am Sonntag auf APAAnfrage mit. Zehntausen­de Österreich­er sind insgesamt von dem Einreiseve­rbot betroffen, weil sie ihre iranische Doppelstaa­tsbürgersc­haft nach iranischem Recht nicht ablegen dürfen. Deutschlan­ds Kanzlerin Angela Merkel hält das Verbot ebenso für falsch. Sie „bedauere“die Entscheidu­ng.

Kanadas Premier Justin Trudeau twitterte am Sonntag: „An alle, die vor Verfolgung, Terror und Krieg fliehen: Kanada wird euch willkommen heißen, unabhängig von eurem Glauben. Vielfalt ist unsere Stärke.“Angehängt war ein Foto, das ihn mit einem syrischen Flüchtling­smädchen zeigt, das er im Dezember 2015 willkommen geheißen hatte. (bbl)

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Am Sonntag kamen die ersten Iraker, denen die Einreise in die USA durch die neue Bestimmung verwehrt wurde, wieder in Erbil an.

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