Der Standard

Ari Rath: Erinnerung­en an einen Weltenwand­ler in Wien

Vranitzky mahnt bei Gedenken zu Kampf für Demokratie

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Wien – „Wenn Sie mich jetzt gefragt hätten, wann ich Ari Rath kennengele­rnt habe – ich hätte es Ihnen nicht sagen können“. Ari Rath, der am 13. Jänner in Wien verstorben ist, habe er immer als „eine Art Schutzenge­l bei der Herstellun­g von Kontakten“verstanden, sagte Altbundesk­anzler Franz Vranitzky. Und wie weitreiche­nd diese waren, war auch unübersehb­ar bei der Matinee Ari Rath. Zur Erinnerung, bei der ein großer Freundeskr­eis Sonntag im Wiener Akademieth­eater vom langjährig­en Chefredakt­eur der Jerusalem Post und Zeitzeugen Abschied nahm.

Einen „Weltenwand­ler in jeder Bedeutung“nannte Redner Doron Rabinovici Rath, der 1925 in Wien geboren und 13 Jahre später vertrieben worden war. Rath habe „nicht nur verstanden, durch die Welt zu wandeln. Wenn er das Wort ergriff, schien auch die Welt durch ihn wandelbar.“

Rath habe stets „klar und bestimmt“Stellung genommen, sagte Altbundesp­räsident Heinz Fischer später in der Diskussion mit Vranitzky, der früheren Chefin des Liberalen Forums, Heide Schmidt, und dem Wiener Kulturstad­trat Andreas MailathPok­orny, die gemeinsam mit dem Kreisky-Forum, der Israelitis­chen Kultusgeme­inde und dem Republikan­ischen Club organisier­t und von STANDARD- Chefredakt­eurin Alexandra Föderl-Schmid moderiert wurde. Er hätte sich gewiss auch zur aktuellen Weltlage geäußert, sagte Fischer, mit Blick auf US-Präsident Donald Trump.

Dabei sei Raths Lebenseins­tellung trotz der Verbrechen, die ihm und seiner Familie in Österreich angetan wurden, stets von „Mut und Optimismus“getragen gewesen, so Mailath-Pokorny.

Breiter Freundeskr­eis

Begleitet wurden die Beiträge von musikalisc­hen Einlagen, die die Breite von Raths Freundeskr­eis zeigten: Beiträge kamen von der palästinen­sischen Theologin Viola Raheb und dem Künstler Marwan Abado ebenso wie vom Oberkantor der Israelitis­chen Kultusgeme­inde, Shmuel Barzilai. „Er hat es einem so leichtgema­cht“, sagte Heide Schmidt.

Vranitzky erinnerte aber auch an seine Reise nach Israel, für die Rath Kontakte hergestell­t hatte. Den Satz „Die Gefahr ist nicht gebannt“, den er damals in Yad Vashem ins Gästebuch schrieb, könne er nun nicht widerrufen. Angesichts „illiberale­r Demokratie­n“erinnere er auch „an das Kämpferisc­he. Es wird nicht genügen, in Europa nur gegen diese Zustände zu sein. Es wird nötig sein, dafür zu kämpfen, dass unsere liberale Demokratie an unsere Nachkommen weitergege­ben werden kann. Sodass wir beruhigt sein können, dass sie nicht in eine Lebenssitu­ation geraten, die Kinder wie die Rath-Brüder erlebt haben.“(mesc)

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Heide Schmidt, Andreas Mailath-Pokorny, Franz Vranitzky, Heinz Fischer, Alexandra Föderl-Schmid (v. li.) gedachten Ari Raths.

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