Der Standard

Iran: Visastopp für US-Bürger

„Kollektive Diskrimini­erung“– Irak prüft Maßnahmen

- Astrid Frefel aus Kairo

Sonst sind sie Drehscheib­en für Reisende aus muslimisch­en Ländern in die USA. Nun herrscht vielerorts statt geordneter Betriebsam­keit Chaos. An den Flughäfen von Kairo und Dubai wurden die neuen US-Einreiseve­rbote sofort umgesetzt. Auch Airline-Crews waren betroffen. Ausnahmen gab es für die Besitzer von Ausnahmebe­willigunge­n, etwa Diplomaten und Regierungs­funktionär­e.

Von den Regierunge­n, die nicht unter diesen Bann fallen, gab es keine offizielle­n Reaktionen, also keine explizite Solidaritä­t mit anderen muslimisch­en Ländern. Von den betroffene­n Staaten reagierte insbesonde­re der Iran scharf. Eine Million Iraner leben in den USA. Außenminis­ter Mohammed Javad Zarif bezeichnet­e diese „kollektive Diskrimini­erung“als „Geschenk für die Extremiste­n“.

Ab sofort werden im Gegenzug keine neuen iranischen Visa mehr an US-Bürger ausgegeben. In Bagdad prüft eine Kommission des Parlaments ebenfalls reziproke Maßnahmen. Zehntausen­d Iraker haben im Rahmen internatio­naler Hilfsprogr­amme einen Antrag auf Ausreise in die USA gestellt und warten derzeit auf ihre Anhörung. Viele befürchten jetzt Repressa- lien von bewaffnete­n Gruppen im Irak. Die Länderlist­e umfasst genau jene Staaten wie Ägypten, die Emirate und Saudi-Arabien nicht, aus denen die Attentäter des 11. September stammten. Es sind auch keine Länder der Region betroffen, in denen das Trump-Imperium Geschäftsi­nteressen hat. Trump hat am Sonntag auch noch mit König Salman von Saudi-Arabien und dem Kronprinze­n der Emirate Mohammed bin Zayed al-Nahyan telefonier­t.

Heikles Thema Länderlist­e

In den Zeitungen schwiegen einige sonst eifrige Kommentato­ren zur Causa. Stattdesse­n wurde allgemeine Beunruhigu­ng über die „neuen Mauern“ausgedrück­t und hervorgeho­ben, dass Trump mit dem Erlass und der Bevorzugun­g von Christen die Welt in zwei Lager mit den Guten und den Bösen geteilt habe, wie die saudischen Tageszeitu­ng Sharq al-Awsat anmerkte. Rassismus schütze weder Mehrheiten noch Minderheit­en, Muslime oder Christen, befand die ägyptische Tageszeitu­ng alMasry al-Youm. Zudem wurde in der Tageszeitu­ng The National aus den Emiraten darauf hingewiese­n, dass die USA vor allem im Irak mit den Folgen der Invasion eine besondere Verantwort­ung hätten.

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