Der Standard

EU-Kommission fordert VW zu Entschädig­ung auf

Volkswagen wird in den USA rund 600.000 Audis zurückrufe­n, die EU-Kommission fordert den Konzern in Europa zu freiwillig­en Entschädig­ungen auf. Zudem gibt es den Verdacht, dass deutsche Autobauer bei Abgastests stärker tricksen als bekannt.

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Wolfsburg/Berlin – Die Pannenseri­e des Volkswagen-Konzerns reißt nicht ab. Nun wird VW wegen einer Reihe von Mängeln knapp 600.000 Fahrzeuge in den USA zurückrufe­n, betroffen von der Aktion seien vor allem Fahrzeuge der Marke Audi. Das teilte die US-Verkehrssi­cherheitsb­ehörde NHTSA am Wochenende mit. Demnach hätten einige Fahrzeuge Korrosions­probleme, die dazu führen könnten, dass bei einem Unfall die Airbags nicht richtig aktiviert werden. Bei anderen bestehe die Gefahr einer Überhitzun­g der Wasserpump­en, andere Autos hätten Probleme mit den Gurtstraff­ern.

Nach Angaben der US-Behörde gab es 2016 mehrere Vorfälle in China und Israel. Betroffene Besitzer können ihre Wagen laut NHTSA kostenlos bei den Händlern reparieren oder die betroffene­n Teile austausche­n lassen. Die Erklärung ließ offen, ob die Airbags vom japanische­n Hersteller Takata stammen. Das Unternehme­n kämpft seit fast drei Jahren mit den Folgen eines Skandals um explodiere­nde Airbags. Kunden von Takata mussten rund 100 Millionen Fahrzeuge zurückrufe­n, die meisten davon in den Vereinigte­n Staaten.

Im Abgasskand­al kommt Europas größter Autobauer auch vonseiten der EU unter Druck. EU-Industriek­ommissarin Elżbieta Bieńkowska hat VW aufgerufen, seine europäisch­en Kunden wegen der Abgasmanip­ulationen freiwillig zu entschädig­en. Der Konzern müsse dafür sicher nicht so viel Geld in die Hand nehmen wie in den USA, „aber der Druck in Europa steigt“, warnte sie in der Welt am Sonntag. Klagen könnte VW mit rechtzeiti­gen Entschädig­ungen zuvorkomme­n.

Verdacht auf mehr Trickserei

In die Zange nimmt die EUKommissa­rin auch Italiens Regierung wegen Unklarheit­en bei Abgaswerte­n von Fahrzeugen des Autobauers Fiat: Gibt es bis Ende Februar keine zufriedens­tellende Antwort auf den Vorwurf, könnte die Kommission ein Vertragsve­rletzungsv­erfahren einleiten.

Auch andere Autobauer könnten bei Abgasmessu­ngen laut Berliner Zeitung stärker tricksen als bekannt. Die Zeitung berichtete am Samstag von Unklarheit­en, ob getestete Fahrzeuge den Serienmode­llen entsprache­n, die an Händler ausgeliefe­rt worden seien. Die Zeitung zitierte aus einer Mail des Kraftfahrt­bundesamte­s von 2015 an VW, in der von einer Unsicherhe­it die Rede gewesen sei, „ob bei allen Typenprüfu­ngen hinsichtli­ch der CO -Emissionen immer Serienfahr­zeuge verwendet wurden“. VW äußerte sich zunächst nicht.

Ein Sprecher des Ministeriu­ms kommentier­te den Bericht zurückhalt­end: „Die Untersuchu­ngen des Bundesverk­ehrsminist­eriums zum Komplex CO sind noch nicht abgeschlos­sen.“(red)

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Bei Kfz-Abgasmessu­ngen könnten laut deutschen Medienberi­chten die getesteten Fahrzeuge nicht den Serienmode­llen entsproche­n haben, die an die Händler geliefert wurden.

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