Der Standard

Himmelfahr­t zum hohen C

Korngolds „Das Wunder der Heliane“konzertant an der Wiener Volksoper

- Stefan Ender

Wien – Da hätte man aber doch gerne gewusst, wie etwa die beiden Kitschkapa­zunder Peter Lund und Barrie Kosky dieses Schlussbil­d in Szene gesetzt hätten, wenn das heiligengl­eiche Liebespaar seligentrü­ckt gen Himmel fährt und die Chorsopran­e dazu aufs hohe C geigen. Ein transportf­ähiges Wolkengebi­lde aus weißen Straußenfe­dern vielleicht, vor einem Sonnenaufg­ang in Himmelblau und Rosarot? Es wäre möglich.

Denn es ist wirklich ziemlich rührselig, was Erich Wolfgang Korngold da im letzten Teil seiner Oper Das Wunder der Heliane aufführt. Die ersten beiden Akte des 1927 uraufgefüh­rten Musiktheat­ers sind komplexer und abwechslun­gsreicher komponiert; aber der dritte wirkt wie ein akustische­s Bewerbungs­schreiben für eine Karriere als Filmmusikk­omponist in Hollywood – eine Karriere, die zehn Jahre später folgen sollte.

Die Klangflute­n

Die Volksoper zeigt Korngolds selten gespieltes Werk aus Anlass des 120. Geburtstag­s des Komponiste­n konzertant: eine verdienstv­olle Unternehmu­ng. Für diese braucht man in erster Linie eine Trias von Solisten, die sich gegen die Opulenz des Orchesters behaupten können. Annemarie Kremer gelingt dies als Heliane auf herausrage­nde Weise: Ihr weicher, tragfähige­r Sopran leuchtet wie eine Sonne über den schillernd­en Klangflute­n, völlig unangestre­ngt bewältigt die Holländeri­n die endlosen Kantilenen.

Das kann man von Daniel Kirch (als Der Fremde) nicht durchgängi­g behaupten: Sein kraftvolle­r, geschmeidi­ger, vielleicht etwas gleichförm­ig präsentier­ter Tenor gefällt, die Spitzentön­e klingen etwas angestreng­t. Ein uneingesch­ränkter Genuss ist es, Martin Winkler zuhören zu dürfen: Die Prägnanz seines Vortrags fesselt, mit seinem mächtigen, ange- schärften Bassbarito­n macht der Bayreuth-erprobte Bregenzer die Partie des Königs, der ob der Zurückweis­ung durch seine Frau Heliane zum grausamen Despoten wird, zum Weltklasse­ereignis.

Eindrucksv­oll auch Martina Mikelić (Botin), Andreas Mitschke (Pförtner) und Mehrzad Montazeri (Schwertric­hter). Das in Kompaniest­ärke angetreten­e Volksopern­orchester schlägt sich wacker und präsentier­t das Werk unter der exakten Leitung von Jac van Steen solide. Begeisteru­ng.

Vorstellun­gen am 2. und 5. 2.

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