KOPF DES TAGES
Immer der Erste in vielen Positionen
Anthony Romero hat Erfahrung darin, der Erste zu sein. Erster Latino war er, als er 2001 an die Spitze der traditionsreichen Bürgerrechtsgruppe American Civil Liberties Union (ACLU) aufstieg. Und zugleich der erste schwule Mann in dieser Position – was damals, kurz nach der ersten Wahl George W. Bushs, noch erwähnenswerter war als heute.
Nun ist er wieder der Erste: Die von ihm geführte Organisation hat die erste größere Klage gegen eine Entscheidung der Donald-TrumpRegierung gewonnen. Gerichte in New York, Seattle und im Bundesstaat Virginia stoppten auf Antrag der ACLU die Abschiebung mehrerer Menschen. Sie waren mit einem gültigen Visum und positivem Flüchtlingsbescheid für die USA ins Flugzeug gestiegen, nach Erlass des Dekrets zur Einreisesperre für Bürger von sieben mehrheitlich muslimischen Staaten aber als illegal Einreisende gelandet. Sie dürfen vorerst bleiben – die Erfahrung, in Handschellen abgeführt und zu ihrer Meinung über Trump befragt worden zu sein, bleibt ihnen aber.
Dass es sich lohnen kann, für seine Rechte zu kämpfen, hat der 1965 in der New Yorker Bronx geborene Sohn puerto-ricanischer Eltern schon früh festgestellt: Sein Vater Demetrio war einst mit Unterstützung der Gewerkschaft vor Gericht gezogen, weil er wegen mangelnder Englischkenntnisse seinen Job als Kellner verloren hatte. Er gewann, was ihm Geld einbrachte und Anthony eine weitere Chance eröffnete, der Erste zu sein. Der Erste aus seiner Familie mit einem Abschluss an der Highschool. Später studierte er in Princeton und Stanford Jus.
Von der Rockefeller Foundation wechselte er am 4. September 2001 in den Chefposten der ACLU, nur sieben Tage vor 9/11. Mit Kampagnen wie jener, die USA „sicher und frei“zu erhalten, gelang ihm eine Verdopplung der Mitgliedschaft auf fast 600.000 Menschen. Mit ihnen kämpfte er nicht nur gegen den Patriot Act, sondern auch für die Rechte Gefangener, Homosexueller, Drogenabhängiger und für sichere Abtreibungen.
An seinem Führungsstil gibt es Kritik, Romero soll im Umgang mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wenige Skrupel kennen. 2011 wurde der Vorwurf der Vertuschung laut, als eine Festnahme wegen alkoholisierten Autofahrens nicht in den öffentlichen Polizeilisten aufschien. Nimmt er nun den Kampf gegen Trump auf, der wenig Scheu hat, Schwächen auszunützen, sollte er solche Geschichten vermeiden.