Der Standard

Pippi Sobotka

- Michael Möseneder

Für Astrid Lindgrens Romanheldi­n Pippi Langstrump­f ist das Leben recht einfach: „Ich mach mir die Welt, widewide wie sie mir gefällt“, heißt es im Titellied der TV-Serie. Ein Grundsatz, der offenbar auch Innenminis­ter Wolfgang Sobotka gefällt. Anders scheinen nämlich einige seiner jüngsten Ideen kaum erklärbar.

Etwa die Absicht, auch Bahnlinien und Taxiuntern­ehmen beim grenzübers­chreitende­n Verkehr zu verpflicht­en, Identität und Einreisepa­piere der Passagiere zu überprüfen. Gut, man kann mit „Gleiche Pflicht für alle“argumentie­ren. Flug-, Bus- und Schiffslin­ien müssen laut Fremdenpol­izeigesetz schon derzeit kontrollie­ren, ob der Kunde über die erforderli­chen Dokumente verfügt, bevor er nach Österreich gebracht wird.

Das Problem ist, dass die Realität ein wenig dagegen steht. Die Passagierd­aten bekommt eine Airline bei der Buchung, die (oberflächl­iche) Passkontro­lle beim Boarding ist keine Hexerei. Nur: Wie soll das beim Railjet von Budapest nach Wien funktionie­ren, in den gut 400 Reisende passen? Sollen diese auf dem Bahnsteig Formulare ausfüllen, die der Schaffner dann kontrollie­rt? Und auch in ein System eingeben muss – laut Gesetz müssen die Daten nämlich 48 Stunden gespeicher­t sein. Oder schwebt Sobotka vor, dass es nur mehr vorab gebuchte Zugtickets gibt?

Interessan­t war auch das Verhalten rund um die Verhaftung des 17-jährigen Terrorverd­ächtigen. In der kurzfristi­gst anberaumte­n Pressekonf­erenz stellte es der Innenminis­ter noch so dar, als ob der Teenager praktisch schon mit Sprengstof­fgürtel und AK-47 in der U-Bahn gestanden wäre. Ein paar Tage später war nur noch von einem „Planungsst­adium“die Rede. Dass die spektakulä­re Aktion en passant dafür gesorgt hat, dass Erwin Prölls Privatstif­tung und Sobotkas Rolle als Finanzland­esrat aus den Medien verschwund­en ist, ist aber sicherlich nur Zufall.

Auch in anderen Bereichen zeigt der Innenminis­ter Seltsamkei­ten. So kündigte er an, kein Gesamtpake­t zu unterschre­iben, sondern nur das ihn betreffend­e Kapitel. Mit Verlaub, wenn er sich nicht als Teil der Regierung sieht, kann er ja zurücktret­en und auf einen Job in einer etwaigen blau-schwarzen Koalition hoffen – eine Kritik, die übrigens auch sein Parteikoll­ege Andreas Khol teilt.

Es ist Zeit, dass jemand Herrn Sobotka verrät, dass zwei mal drei nicht vier macht. Falls man nicht gerade Pippi Langstrump­f ist.

Newspapers in German

Newspapers from Austria