Le Pen propagiert den „Frexit“
Wahlkampf in Frankreich nimmt an Fahrt auf
Paris – Die französische Rechtspopulistin Marine Le Pen will im Fall eines Wahlsieges bei den Präsidentschaftswahlen im Mai ein Referendum über den Austritt aus der EU organisieren. Zuerst würde sie die an die EU abgetretene Währungs-, Gesetzgebungs- und Grenzhoheit zurückverlangen, erklärte die Front-National-Vorsitzende in einem Interview mit der Zeitung Le Monde. Wenn ihr das Brüssel nicht binnen sechs Monaten zugestehe, werde sie die „Frexit“Abstimmung ansetzen.
Le Pen will am Wochenende in Lyon bei einem zweitägigen Parteitag den Startschuss zu ihrer Präsidentschaftskampagne geben. Dabei dürfte sie auch umstrittene Forderungen wie den Ausstieg aus dem Euro oder die Wiedereinführung der Todesstrafe präzisieren.
In Umfragen zum ersten Wahlgang der Präsidentenwahlen führt die 48-Jährige mit rund 25 Prozent der Stimmen. In der Stichwahl würde sie demnach gegen den Mitte-links-Kandidaten Emmanuel Macron unterliegen.
Dieser, der ehemalige Wirtschaftsminister, hält am Samstag ebenfalls in Lyon ein großes Wahlmeeting ab. Auch der Linkskandidat Jean-Luc Mélenchon tritt am Sonntag in Lyon auf, um das Feld nicht Le Pen zu überlassen.
Der bisherige Präsidentschaftsfavorit, der Konservative François Fillon, fällt hingegen in allen Meinungsumfragen zurück, seitdem die Wochenzeitung Le Canard Enchaîné angebliche Scheinjobs seiner Frau und Kinder enthüllt hat. Hinter den Kulissen sucht seine Partei bereits nach einem Nachfolger. Bisher drängt sich allerdings kein Ersatzkandidat auf. (brä)