Demos gegen Burschenball und fürs Kopftuch
Am Samstag werden in Linz und in Wien je rund 1000 Protestierende erwartet
Linz/Wien – Der Linzer Burschenbundball und die Proteste gegen ihn warfen Ende der Woche ihre Schatten voraus. In der Nacht auf Freitag wurde der Eingangsbereich des Veranstaltungssaals im Palais Kaufmännischer Verein beschmiert. Unbekannte machten ihrem Ärger Luft: „Scheiß Rassistenball!“und: „Back-Liebe statt Backenhiebe! Burschis hinter Herd!“stand zu lesen.
Die Polizei ermittelt wegen schwerer Sachbeschädigung. Sie stellte Bilder mit den Schmierereien auf Twitter, zusammen mit der Frage: „Sieht friedlicher, demokratischer Protest wirklich so aus?“Das hatte kritische Reaktionen zur Folge: „Ein Idiot sprüht. Polizei nimmt ganze Demo in Sippenhaft“, wurde getweetet.
Der seit 1948 regelmäßig abgehaltene Burschenbundball – seit 1954 im Palais Kaufmännischer Verein – beginnt am Samstag um 20 Uhr. Maßgeblich organisiert wird er von der schlagenden Burschenschaft Arminia Czernovitz, die laut dem Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands „dem rechtsextremen Milieu zuzurechnen“ist und der eine Reihe Linzer FPÖ-Mandataren angehören.
Die ebenfalls alljährlich stattfindende Gegendemo des Bündnisses Linz gegen Rechts startet um 16.15 Uhr vor dem Linzer Musiktheater. Die Polizei erwartet an die 1000 Teilnehmer und wird mit rund 200 Mann vor Ort sein. Im Vorfeld protestierten die Demoorganisatoren gegen eine umfangreiche Sperrzone rund um den Ort des Balls.
In Wien wollen Samstagnachmittag Islamvertreter und linke Gruppen gegen das von der Regierung geplante Integrationspaket protestieren, mit dem unter anderem ein Kopftuchverbot im öffentlichen Dienst kommen soll. Minderheiten würden aufgrund des „autoritären populistischen Regierungsstils“in Österreich „an den Rand gedrängt“, hieß es in der Ankündigung auf Facebook.
Muslimische Jugend sagte ab
Die Muslimische Jugend (MJÖ), die die Demonstration ursprünglich zusammen dem Netzwerk Muslimische Zivilgesellschaft, der Dokustelle Muslime und dem Jugendrat der Islamischen Glaubensgemeinschaft mitorganisiert hatte, sagte ihre Teilnahme am Freitag wegen „Sicherheitsbedenken“ab. Die Demonstration startet um 13.30 Uhr auf dem Platz der Menschenrechte in Wien-Neubau und führt zum Innenministerium. Laut ÖAMTC werden bis zu 1000 Teilnehmer erwartet. (APA, bri)