Der Standard

Norbert Hofer vor jubelnden FPÖ-Fans: „Ich bin wieder da“

Hofer in Graz gefeiert, bei Strache lichten sich die Reihen

- Walter Müller

Graz – Norbert Hofer setzt sein listiges Lächeln auf und flötet ins Mikrofon: „Ich bin wieder da.“Die paar Hundert auf dem Grazer Hauptplatz versammelt­en FPÖFans schwenken Fahnen und jubeln: „Hofer, Hofer, Hofer.“

Der „Bundespräs­ident der Herzen“, als der er begrüßt wird, genießt den warmen Empfang, den ihm die Grazer Blauen an diesem kalten Donnerstag­abend beim Wahlkampff­inale für den Grazer Spitzenkan­didaten Mario Eustacchio bereiten. Und als Hofer dann erregt nachlegt: „Ja, ich trete das nächste Mal noch einmal an“, wacheln die Fahnen noch heftiger, ist der Applaus noch um einige Dezibel lauter und übertönt die jungen Demonstran­ten, die wie bei jeder FPÖ-Veranstalt­ung, so auch an diesem Abend, konsequent ihren Protest („Nazis, Nazis“) abladen.

Und genau diesen schrillen Protest „der Linken“brauchen die FPÖ-Redner für ihre Dramaturgi­e genauso wie ihre NLP-geschliffe­ne Rhetorik. Dieser Widerstand stärkt das Wir-Gefühl, In-Group gegen Out-Group, Hofer nennt sie Krakeeler, und die Menge jubelt.

Und immer dann, wenn es gegen „die Linken“, gegen „die Fremden“, gegen die ausländisc­hen Mindestsic­herungsbez­ieher geht, triumphier­t die FPÖ-Gemeinde. Hofer arbeitet mit dem Florett und sticht lächelnd zu, während wenig später Parteichef Heinz-Christian Strache mit dem Bihänder zuschlägt. Strache muss – während er hinter der Bühne, als er auf seinen Auftritt nach Hofer gewartet hat – mit Verbitteru­ng registrier­t haben, dass Hofer der Star, der eigentlich­e Haupt-Act des Abends ist und immer wieder mit „Hofer, Hofer, Hofer“-Rufen emporgehob­en wird.

FPÖ-Chef Strache kämpft später als Hauptredne­r nicht nur gegen die immer unangenehm­er werdende Kälte, sondern auch gegen die Langeweile, die sich breitmacht. Langsam beginnt sich der Platz zu leeren, die langatmige Rede Straches, die Wiederholu­ng des von Hofer bereits in scharfe Polemik verpackte Abrechnung mit der Regierung, erwärmt kaum noch jemand. Nur dann, wenn er ordentlich draufhaut, klatschen sich die FPÖ-Freunde warm.

Österreich, so viel steht für die lokalen und Bundespoli­tiker der FPÖ fest: Dieses Land sei dem Untergang geweiht. Massenzuwa­nderung, SPÖ und ÖVP wollten die Bevölkerun­g austausche­n, es herrsche Angst in den Städten, vor allem in Graz. Kaum jemand wage sich noch am Abend in Parks. „Es ist unser Land, hier machen wir die Regeln“, sagt Hofer unter frenetisch­er Akklamatio­n.

Sprachlich und thematisch ist die FPÖ-Spitze – das wurde in Graz abermals deutlich – mittlerwei­le der AfD- und Pegida-Rhetorik sehr nahe. Dabei wurde zudem deutlich: Der Wettkampf, wer in Zukunft der Wortführer der FPÖ sein wird, hat längst begonnen.

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