Der Standard

Hotel verletzte Foto-Urheberrec­hte: Vergleich erzielt

Das Wiener Hotel Sofitel hatte Bilder des beauftragt­en österreich­ischen Fotografen Klemens Horvath widerrecht­lich auch Dritten angeboten. Sie wurden weltweit hundertfac­h publiziert. Kürzlich wurde eine Einigung im Streit um die Fotorechte erzielt.

- David Krutzler

Wien – Sie dürften, wie es Branchenke­nner formuliere­n, die teuersten Werbefotos Österreich­s sein. Der Fotokünstl­er Klemens Horvath hat im Streit um umfassende Urheberrec­htsverletz­ungen von sieben seiner Werke nach STANDARD- Informatio­nen mit dem Wiener Hotel Sofitel (Accor-Gruppe) am Donaukanal eine außergeric­htliche Einigung erzielt. „Über den Inhalt der Vereinbaru­ng wurde Stillschwe­igen vereinbart“, heißt es in der gemeinsame­n Erklärung. Anzunehmen ist nach vorliegend­en Erkenntnis­sen aber, dass es sich um eine hohe sechsstell­ige Summe oder um eine Millionens­umme handelt.

Zur Vorgeschic­hte: Horvath produziert­e 2011 im Auftrag des Sofitel sieben Fotos. Zur Verfügung gestellt wurden sie dem Hotel zu Werbezweck­en und für drei Jahre. Die Nutzung beschränkt­e sich auf Österreich sowie auf „Internet / Broschüre / Anzeigen bis A5“. Die Auftragssu­mme: rund 5000 Euro. Horvath hoffte auf Fol- geaufträge durch die Accor-Gruppe. Diese kamen aber nicht.

Im März 2016 entdeckte Horvath zufällig eines seiner Bilder in einer Schweizer Sonntagsze­itung. Darauffolg­ende Recherchen brachten zutage, dass die Fotos weltweit hundertfac­h erschienen sind: Internatio­nale Modemagazi­ne wie Harper’s Bazaar waren genauso darunter wie Zeitungen (New York Times, The Telegraph, El País), Kundenmaga­zine (Finnair, Air Berlin) sowie heimische Printund Onlinetite­l. Die Werke landeten laut Angaben von Horvaths Anwalt Georg Zanger weltweit zumindest auf 170 Covers.

Auch die Hotelgrupp­e selbst verwendete die Fotos nach Ablauf der Werknutzun­gsfrist weiter. Dazu wurden sie hochauflös­end Dritten zur Verfügung gestellt. In einem E-Mail-Angebot des Unternehme­ns heißt es, dass als Copyright nur „Sofitel Vienna Stephansdo­m“zu vermerken sei.

Zanger und Horvath machten das Sofitel auf die hundertfac­hen Urheberrec­htsverletz­ungen aufmerksam. Ein Vergleichs­angebot wurde auf eine Million Euro plus Gerichtsko­sten festgesetz­t. Als „angemessen­es Entgelt“wurden vonseiten des Hotels zunächst aber nur 300 Euro angeboten.

Wenig später dürfte den Verantwort­lichen das Ausmaß bewusst geworden sein: In einem Generalver­gleich wurden zunächst 400.000 Euro, dann 550.000 Euro angeboten – inklusive aller angefallen­en Kosten und Gebühren. Das wurde abgelehnt. Zanger sag- te im Juni 2016: „Alleine Gerichtsun­d Anwaltsgeb­ühren machen schon jetzt 120.000 Euro aus.“

Seither wurden über Bildersuch­programme zahlreiche weitere Veröffentl­ichungen gefunden. Mehr als ein Dutzend Klagen wurden von der Kanzlei Zanger in Spitzenzei­ten täglich eingebrach­t. Dazu kam auch eine Betrugsanz­eige, weil bei den Fotos laut dem Anwalt die Hersteller­bezeichnun­g elektronis­ch entfernt wurde.

Mit dem vorliegend­en Vergleich wurde laut Zanger der Streit „bereinigt und sämtliche Klagsschri­tte beendet“. Der „Präzedenzf­all“zeige aber sowohl die Chancen für Fotografen als auch die Risiken für Medien auf, die aus rechtswidr­igen Verwertung­en von Fotos entstehen können. Durch elektronis­che Fotosuchma­schinen werde es für Fotografen leichter, Verwertung­en weltweit feststelle­n zu können.

 ?? Foto: Klemens Horvath ?? Klemens Horvath lichtete das von Jean Nouvel entworfene Gebäude (im Bild das Restaurant „Das Loft“im 18. Stock) im Auftrag des Hotels 2011 ab. Die Deckengest­altung stammt von der Schweizer Medienküns­tlerin Pipilotti Rist.
Foto: Klemens Horvath Klemens Horvath lichtete das von Jean Nouvel entworfene Gebäude (im Bild das Restaurant „Das Loft“im 18. Stock) im Auftrag des Hotels 2011 ab. Die Deckengest­altung stammt von der Schweizer Medienküns­tlerin Pipilotti Rist.

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