Der Standard

Italienisc­he Busse versorgen künftig Paznauntal

Gewerkscha­ft läuft gegen Tabubruch Sturm

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Innsbruck – Für die Gewerkscha­ft öffnet der Verkehrsve­rbund Tirol (VVT) die Büchse der Pandora. Denn im Paznauntal wurde die Buslinie Landeck – Martina – Nauders im Rahmen einer EU-weiten Ausschreib­ung an ein italienisc­hes Busunterne­hmen vergeben. Bislang bedienten die ÖBB-Postbusse diese Linie. Erstmals kommt im Rahmen von Buslinien ein Bieter aus dem Ausland zum Zug.

Für den Zentralbet­riebsratsc­hef der Postbusse, Robert Wurm, ein Tabubruch: „Damit sind alle Beteuerung­en, dass bei uns das Bestbieter-, statt dem Billigstbi­eterprinzi­p gelten soll, das Papier nicht wert, auf dem sie geschriebe­n sind.“Wurm befürchtet, dass nun ein Dominoeffe­kt einsetzen könnte. „Gerade in den Grenzgebie­ten zu Ungarn, Tschechien und der Slowakei warten Anbieter aus dem grenznahen Ausland nur darauf, in den Markt zu drängen.“Sie würden vom verzerrten Wettbewerb profitiere­n: „Der Kollektivv­ertrag in Österreich liegt bei 1800 Euro brutto, in Tschechien bei nur 600 Euro. Mit tschechisc­hem Kennzeiche­n kostet die Busanmeldu­ng 400 Euro pro Jahr, in Österreich 1800 Euro.“

Seitens der VVT verweist man darauf, dass aufgrund eines Einspruche­s vonseiten der ÖBB-Postbusse ohnehin ein Nachprüfun­gsverfahre­n zur Vergabe laufe. Zudem würde man nach dem Bestbieter­prinzip arbeiten und umfassende Qualitätsk­riterien hinsichtli­ch Fahrzeugal­ter, Winterund Schneekett­enerfahrun­g sowie Lohndumpin­g für die Vergabe berücksich­tigen. Die politisch zuständige stellvertr­etende Landeshaup­tfrau Tirols, Ingrid Felipe (Grüne), betont, dass im zweistufig­en Vergabever­fahren zahlreiche Qualitätsk­riterien eingehalte­n wurden. In die konkrete Vergabe von Losen würde sich die Politik jedoch nicht einmischen.

Gewerkscha­fter Wurm fordert dennoch eine Überarbeit­ung der Vergabekri­terien, um heimische Busunterne­hmer nicht zu benachteil­igen. Beim gegenständ­lichen Fall geht es um ein Auftragsvo­lumen von rund zehn Millionen Euro in insgesamt acht Jahren. (ars)

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