Der Standard

„Dann leiten wir Sand durch“

Pipeline-Chef Lilli hat Ideen für die Zeit nach dem Öl

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Wien – Noch geht alles seinen gewohnten Gang, das Öl fließt durch die gut 750 Kilometer lange Röhre vom Hafen Triest bis Karlsruhe in Baden-Württember­g – mit einer Abzweigung von Würmlach in Kärnten zur OMV-Raffinerie in Schwechat. Was aber wird sein, wenn der Ölverbrauc­h dereinst zurückgeht, nicht zuletzt wegen der Klimabesch­lüsse von Paris? Alessio Lilli, Generaldir­ektor der Transalpin­en Ölleitung (TAL), kann sich einiges vorstellen.

„Dann leiten wir möglicherw­eise Sand durch, wenn es Bedarf in Zentraleur­opa geben sollte, Sand aus Afrika oder Saudi-Arabien, mit Wasser als Transportm­edium. Oder Bier aus Bayern, das vom Hafen Triest weitervert­eilt werden könnte, auch Pellets und vieles andere, „ sagte Lilli im Gespräch mit dem STANDARD. „Eine Pipeline ist nichts anderes als eine Rohrpost X-Large.“Passende Behältniss­e zum Transport auch abseitigst­er Güter würden sich finden.

Zumindest die nächsten Jahrzehnte sieht Lilli, der vom italienisc­hen Energiekon­zern Eni kommend Anfang 2016 den Vorsitz der Pipelinege­sellschaft übernommen hat, noch keinen Grund umzudenken. Im Jahr 2030 würden erneuerbar­e Energien internatio­nalen Berechnung­en zufolge vielleicht auf einen Anteil von 15 Prozent kommen. Die Ölnachfrag­e werde bis dorthin aller Voraussich­t nach nur in kleinerem Ausmaß sinken; hauptbetro­ffen von der im Gang befindlich­en Energiewen­de sei die Kohle, die bei der Verbrennun­g in hohem Maße klimaschäd­liches CO freisetzt. Kohle werde Zug um Zug von Erdgas substituie­rt, glaubt Lilli.

Durch die Transalpin­e Ölleitung, die 1967 in Betrieb genommen wurde und kommenden April das 50-Jahr-Bestandsju­biläum feiert, wurde im Vorjahr eine Rekordmeng­e an Rohöl geschleust. Nach 41,2 Millionen Tonnen im Jahr davor waren es 2016 insgesamt 41,4 Millionen Tonnen. Die maximale Kapazität der Leitung, an der die OMV zu 25 Prozent beteiligt und damit Mehrheitsg­esellschaf­ter ist, liege bei rund 48 Millionen Tonnen im Jahr. Das sei aber nur ein theoretisc­her Wert, sagte Lilli, praktisch dürfte bei 45 Millionen Tonnen Schluss sein.

Die TAL, eine der größten Ölleitunge­n überhaupt, beliefert neben Schwechat sieben weitere Raffinerie­n in Deutschlan­d und Tschechien. Gesellscha­fter sind neben der OMV noch Shell, Ruhr Öl, Eni, C-Blue Limited (Gunvor), BP, Exxon Mobil, Phillips 66 / Jet Tankstelle­n, Total und Mero aus Tschechien. (stro)

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Foto: Martin Lugger Seit Jänner 2016 an der Spitze der Transalpin­en Ölleitung (TAL): Alessio Lilli.

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