Der Körperteil mit Ohren
Endlich greift wieder einmal ein Auslandsösterreicher beherzt in die Weltgeschichte ein! Schwarzenegger kritisiert Trump, jubelte die „Kronen Zeitung“Mittwoch auf dem Titelblatt über zwei Fotos vom Kritiker und vom Kritisierten. Jetzt meldete sich auch die steirische Eiche zu Wort. Das neu erlassene Einreiseverbot von Donald Trump findet Arnold Schwarzenegger nämlich nicht nur „nicht gut genug vorbereitet“, sondern die damit verbundenen Konsequenzen schlicht „crazy“.
Seither sind drei Tage vergangen, und Trump ist noch nicht zurückgetreten. Das Einreiseverbot crazy – das mag ja noch angehen. Aber auch nicht gut genug durchdacht – dafür hat Arnie überhaupt kein Verständnis. Daher wurde beim Adabei mit schärferer Munition nachgelegt: Der „Governator“und der Präsident werden wohl keine Freunde mehr werden, und das, obwohl sie sich als Terminatoren des Bösen gut verstehen müssten. Wären die Vereinigten Staaten ein Gemeinwesen mit Geschmack, wäre es nie so weit gekommen, denn dann breitete, ginge es nach der „Krone“, ohnehin die steirische Eiche längst im Weißen Haus ihre Äste aus. Doch leider dürfen Menschen, die in der Steiermark geboren sind, nicht amerikanische Präsidenten werden, und die Folgen dieser unsinnigen Bestimmung bekommt die Welt nun zu spüren.
Doch es wäre nicht der Terminator, ließe er im Kampf gegen die Craziness ohne weiteres locker. Er mischte sich jetzt, nachdem Donald Trump die Einschaltquoten seines Nachfolgers bei der TV-Reality-Show „Celebrity Apprentice“(NBC) durch den Kakao gezogen hatte, in dessen Politik ein. Das sollte der Welt neue Hoffnung geben, auch wenn Schwarzenegger, was Trumps Opfer betrifft, persönliches Interesse einräumt: „Ich war selbst auch in dieser Position!“
Wer in der Steiermark oder in der „Krone“- Redaktion hätte geahnt, dass der ehemalige Governator von Kalifornien Moslem ist? Oder mindestens GreencardBesitzer? Es ist crazy. Deshalb schloss man sich im Fernsehressort des Blattes, das Trumps Einwanderungspolitik am liebsten auch in Österreich umgesetzt sähe, der von der steirischen Eiche vorgegebenen Präsidentenschmähung an. Der neue US-Präsident Donald Trump dominiert mit seinen wirren Twittermeldungen und absurden Gesetzen seit Wochen die Schlagzeilen. Da darf man sich doch am späten Abend ein bisschen harmlose Abwechslung gönnen – ein paar alte Folgen von „Sex and the City“. Der Schock war groß, als plötzlich in einer Folge aus dem Jahr 1999 Montagabend Donald Trump in einer Gastrolle auftauchte. Text hat man ihm damals offenbar nicht zugetraut. Es war ein stummer Auftritt. Hätte es sich bei der City zufällig um Moskau gehandelt, wäre der Schock zweifellos größer gewesen. Aber dazu von Arnie noch kein Wort. „Die Presse“hat sich Donnerstag ausführlich über vier Spalten einer Herzensangelegenheit angenommen: Strache darf nicht ordinär beschimpft werden. Anlass der Mahnung waren zwei höchstgerichtliche Urteile zu einer Person. Der Oberste Gerichtshof verbietet eine öffentliche Beschimpfung von FPÖ-Obmann Strache auf Facebook. Vor einigen Jahren hatte er toleriert, den Politiker in einer Karikatur als „Arsch mit Ohren“zu bezeichnen.
Anlass des gerichtlichen Verbots war ein Posting, in dem der Arzt und stellvertretende Vorsitzende der SP Langenzersdorf, Christoph Baumgärtel, eine Bekannte wissen ließ: „Wir kämpfen gegen diesen Arsch, und du lässt dich mit dem fotografieren ...“Das Handelsgericht sah das als gerade noch von der Meinungsfreiheit gedeckt, „ging es dem Beklagten doch erkennbar im Kern um eine Kritik an der Flüchtlingspolitik und dem Umgangsstil des Klägers mit Menschen auf der Flucht“.
Das Landesgericht für Strafsachen Wien verurteilte Baumgärtel, was das Oberlandesgericht bestätigte, mit der leicht weltfremden Begründung, die Beschimpfung leiste keinerlei Beitrag zur öffentlichen Debatte. Derselbe OGH hat 2008 die Definition Straches als „Arsch mit Ohren“gebilligt. Aber während damals eine durchaus witzig gemeinte politische Karikatur (Satire) zu beurteilen gewesen sei, liege hier eine plumpe Beschimpfung ohne jeden satirischen oder künstlerischen Anspruch vor.
Dass in der Karikatur, die Strache als „Arsch mit Ohren“darstellte, vielleicht auch Kritik an seiner Flüchtlingspolitik mitschwang, schmälert nicht den Triumph der Satire. Aber künftig Strache besser nie ohne Ohren. Weil nicht ausreichend witzig.