Schmiere am Familienporzellan
„ TATORT“AM SONNTAG MIT TSCHIRNER UND ULMEN
Zwei Faibles hat Schutzpolizist Lupo (Arndt Schwering-Sohnrey): Schokomilch aus dem Packerl und Blumen. Wo anders als im Gewächshaus sollte er also zufrieden sein Frühstück schlürfen. Er hat Grund dazu, endlich hat er sich für die Frau entschieden, die er liebt. Mit Strauß wird er bei Andrea vorstellig, die ihm mit 33 ihre Unschuld geschenkt hat.
So kurios dieser Tatort aus dem thüringischen Weimar ansetzt, so schenkelklopferisch geht er weiter. Merklich hat Spaß an der Freud’ das Drehbuch mitgeschrieben – und das verträgt sich nicht mit dem vorzeitigen Verrat „überraschender“Details. Nur so viel also: Bis auf Sozialdiagnosen lässt es nichts aus, kein Wortspiel, keine billige Wendung.
Kommissarin Kira Dorn (Nora Tschirner) und der mit ihr auch privat befasste Kollege Lessing (Christian Ulmen) er- mitteln in Der scheidende Schupo in einer Schmierentragödie, die sich um die Porzellandynastie Scholder auftut, deren Patriarch erst vor kurzem verblichen ist. Ein bisschen war es auch Mord. Zwei Schwestern streiten um die Fortführung des Erbes. Dass unser Blumenfreund ihr Halbbruder ist, ist ebenso entscheidend für den Fortgang der Handlung wie das giftige Rizin in seinem Blut. Eine Bombe am Anfang hat schließlich die Falsche zum „Puzzle“gemacht …
„Jeder Henkel ein Schenkel“, dieses Treueurteil zum Porzellan-Stammvater sorgt für allerlei Figurenpersonal und inzestuöse Verwirrung. Zu den flotten Mundwerken der Kommissare plätschert der Fall aber souverän ins Ziel. Viel Familienporzellan wird bis dahin zerschlagen. Ohne große kriminalistische Erwartung ist dieser Overkill ganz amüsant anzuschauen. pderStandard. at/TV-Tagebuch