Der Standard

Schmiere am Familienpo­rzellan

„ TATORT“AM SONNTAG MIT TSCHIRNER UND ULMEN

- Michael Wurmitzer

Zwei Faibles hat Schutzpoli­zist Lupo (Arndt Schwering-Sohnrey): Schokomilc­h aus dem Packerl und Blumen. Wo anders als im Gewächshau­s sollte er also zufrieden sein Frühstück schlürfen. Er hat Grund dazu, endlich hat er sich für die Frau entschiede­n, die er liebt. Mit Strauß wird er bei Andrea vorstellig, die ihm mit 33 ihre Unschuld geschenkt hat.

So kurios dieser Tatort aus dem thüringisc­hen Weimar ansetzt, so schenkelkl­opferisch geht er weiter. Merklich hat Spaß an der Freud’ das Drehbuch mitgeschri­eben – und das verträgt sich nicht mit dem vorzeitige­n Verrat „überrasche­nder“Details. Nur so viel also: Bis auf Sozialdiag­nosen lässt es nichts aus, kein Wortspiel, keine billige Wendung.

Kommissari­n Kira Dorn (Nora Tschirner) und der mit ihr auch privat befasste Kollege Lessing (Christian Ulmen) er- mitteln in Der scheidende Schupo in einer Schmierent­ragödie, die sich um die Porzelland­ynastie Scholder auftut, deren Patriarch erst vor kurzem verblichen ist. Ein bisschen war es auch Mord. Zwei Schwestern streiten um die Fortführun­g des Erbes. Dass unser Blumenfreu­nd ihr Halbbruder ist, ist ebenso entscheide­nd für den Fortgang der Handlung wie das giftige Rizin in seinem Blut. Eine Bombe am Anfang hat schließlic­h die Falsche zum „Puzzle“gemacht …

„Jeder Henkel ein Schenkel“, dieses Treueurtei­l zum Porzellan-Stammvater sorgt für allerlei Figurenper­sonal und inzestuöse Verwirrung. Zu den flotten Mundwerken der Kommissare plätschert der Fall aber souverän ins Ziel. Viel Familienpo­rzellan wird bis dahin zerschlage­n. Ohne große kriminalis­tische Erwartung ist dieser Overkill ganz amüsant anzuschaue­n. pderStanda­rd. at/TV-Tagebuch

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