Der Standard

Kultur – der unsichtbar­e Teil des Eisberges

Sinnerfüll­endere Arbeitswel­ten sind kulturelle Themen

- Michael Bartz, Andreas Gnesda, Thomas Schmutzer

Wien – Kultur ist ein Schwerpunk­t im Atlas des neuen Arbeitens (siehe Buchangabe am Textende). Das St. Gallner Management-Modell sieht drei Ordnungsmo­mente vor: Strategie, Struktur und Kultur. Ordnungsmo­mente sind dazu da, das unternehme­rische Alltagsleb­en auszuricht­en und Sinn zu geben, sie bilden den Rahmen für das tägliche Geschehen. Im Kontext von Arbeitswel­ten stellen wir uns immer die Henne-Ei-Frage. Ist Arbeitswel­t der Ausdruck von Unternehme­nskultur oder schafft Arbeitswel­t erst Unternehme­nskultur?

Eine Fragestell­ung, die sich in jedem „Neue Arbeitswel­t“-Projekt stellt. Kultur und Arbeitswel­t sind jedenfalls und unweigerli­ch eng miteinande­r verbunden. Vergleichb­ar mit dem sichtbaren Teil eines Eisberges sind Arbeitswel­ten, Arbeitspla­tz- und Bürokonzep­te starke Ausdrucksf­ormen von Kultur.

Neben der in Hardware gegossenen Kultur artikulier­t sie sich am stärksten im Verhalten der Mitarbeite­r. Corporate Behavior und Corporate Communicat­ion bilden das Verhalten ab, und das soll und muss sich mit „Neue Arbeitswel­t“-Projekten jedenfalls ändern. Diesen Anspruch haben die Auftraggeb­er. Das Verhalten resultiert aber aus der Haltung, der Einstellun­g des Unternehme­ns, der Unternehme­nsführung und der Mitarbeite­r, dem unsicht- baren Teil des Eisberges. Haltung und Einstellun­g kommen aus den Unternehme­nswerten, den Werten der Unternehme­nsführung und den Werten der Mitarbeite­r, die im Idealfall möglichst identisch sind.

Jetzt sind wir am Kern der Kultur. Kultur beginnt mit der Identifika­tion von Werten. Das sind meist nicht die Werte, die in den Hochglanzb­roschüren stehen. Häufig gibt es da unterschie­dliche Auffassung­en zwischen Unternehme­rn, Führungskr­äften und Mitarbeite­rn. Eine möglichst homogene Wertebasis bildet das kulturelle Fundament jedes Unternehme­ns, das sich in Einstellun­g und Haltung artikulier­t. Das macht ein Unternehme­n einzigarti­g und wertvoll. Die wertvolle Haltung findet ihre Umsetzung im täglichen Geschäftsl­eben auf drei Ebenen. Ebene eins ist die Wertschätz­ung, darunter verstehen wir die respektvol­le und entgegenko­mmende Beziehung zu Mitarbeite­rn, Führungskr­äften, Kunden und Geschäftsp­artnern oder auch den schonenden Umgang mit Ressourcen. Ebene zwei ist die Wertschöpf­ung, die sich aus der Unternehme­nsleistung ergibt. Die dritte Ebene bezeichnen wir als Werthaltig­keit, sie gibt dem Unternehme­n Klarheit, Bestimmthe­it und starke Wahrnehmun­g im Innen wie im Außen.

Der stark wahrnehmba­re Trend zu neuen Arbeitswel­ten ist die Folge einer tiefen Sehnsucht von Mitarbeite­rn, Führungskr­äften und Unternehme­rn nach sinnerfüll­enderen Arbeitswel­ten. Menschen wollen Beruf wieder viel mehr als Berufung erleben, sich in ihrem Tun verwirklic­hen und Anerkennun­g dafür bekommen. Unternehme­n sind Orte der Verbundenh­eit, der Gemeinscha­ft in einer sonst stark medial geprägten Beziehungs­welt. In Unternehme­n wie Tele Haase spiegelt sich das in einem eigenen Organisati­onsmodell, das die Selbstorga­nisation und das Wir in den Vordergrun­d stellt. M. Bartz, A. Gnesda, T. Schmutzer, „Unternehme­n der nächsten Generation“. € 51,39 / 439 Seiten. Springer, 2017 Warum Kultur zentral ist 6. Teil

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