Kultur – der unsichtbare Teil des Eisberges
Sinnerfüllendere Arbeitswelten sind kulturelle Themen
Wien – Kultur ist ein Schwerpunkt im Atlas des neuen Arbeitens (siehe Buchangabe am Textende). Das St. Gallner Management-Modell sieht drei Ordnungsmomente vor: Strategie, Struktur und Kultur. Ordnungsmomente sind dazu da, das unternehmerische Alltagsleben auszurichten und Sinn zu geben, sie bilden den Rahmen für das tägliche Geschehen. Im Kontext von Arbeitswelten stellen wir uns immer die Henne-Ei-Frage. Ist Arbeitswelt der Ausdruck von Unternehmenskultur oder schafft Arbeitswelt erst Unternehmenskultur?
Eine Fragestellung, die sich in jedem „Neue Arbeitswelt“-Projekt stellt. Kultur und Arbeitswelt sind jedenfalls und unweigerlich eng miteinander verbunden. Vergleichbar mit dem sichtbaren Teil eines Eisberges sind Arbeitswelten, Arbeitsplatz- und Bürokonzepte starke Ausdrucksformen von Kultur.
Neben der in Hardware gegossenen Kultur artikuliert sie sich am stärksten im Verhalten der Mitarbeiter. Corporate Behavior und Corporate Communication bilden das Verhalten ab, und das soll und muss sich mit „Neue Arbeitswelt“-Projekten jedenfalls ändern. Diesen Anspruch haben die Auftraggeber. Das Verhalten resultiert aber aus der Haltung, der Einstellung des Unternehmens, der Unternehmensführung und der Mitarbeiter, dem unsicht- baren Teil des Eisberges. Haltung und Einstellung kommen aus den Unternehmenswerten, den Werten der Unternehmensführung und den Werten der Mitarbeiter, die im Idealfall möglichst identisch sind.
Jetzt sind wir am Kern der Kultur. Kultur beginnt mit der Identifikation von Werten. Das sind meist nicht die Werte, die in den Hochglanzbroschüren stehen. Häufig gibt es da unterschiedliche Auffassungen zwischen Unternehmern, Führungskräften und Mitarbeitern. Eine möglichst homogene Wertebasis bildet das kulturelle Fundament jedes Unternehmens, das sich in Einstellung und Haltung artikuliert. Das macht ein Unternehmen einzigartig und wertvoll. Die wertvolle Haltung findet ihre Umsetzung im täglichen Geschäftsleben auf drei Ebenen. Ebene eins ist die Wertschätzung, darunter verstehen wir die respektvolle und entgegenkommende Beziehung zu Mitarbeitern, Führungskräften, Kunden und Geschäftspartnern oder auch den schonenden Umgang mit Ressourcen. Ebene zwei ist die Wertschöpfung, die sich aus der Unternehmensleistung ergibt. Die dritte Ebene bezeichnen wir als Werthaltigkeit, sie gibt dem Unternehmen Klarheit, Bestimmtheit und starke Wahrnehmung im Innen wie im Außen.
Der stark wahrnehmbare Trend zu neuen Arbeitswelten ist die Folge einer tiefen Sehnsucht von Mitarbeitern, Führungskräften und Unternehmern nach sinnerfüllenderen Arbeitswelten. Menschen wollen Beruf wieder viel mehr als Berufung erleben, sich in ihrem Tun verwirklichen und Anerkennung dafür bekommen. Unternehmen sind Orte der Verbundenheit, der Gemeinschaft in einer sonst stark medial geprägten Beziehungswelt. In Unternehmen wie Tele Haase spiegelt sich das in einem eigenen Organisationsmodell, das die Selbstorganisation und das Wir in den Vordergrund stellt. M. Bartz, A. Gnesda, T. Schmutzer, „Unternehmen der nächsten Generation“. € 51,39 / 439 Seiten. Springer, 2017 Warum Kultur zentral ist 6. Teil