Der Standard

Studierend­e entwickeln „Luxus für alle“

Ausstellun­g zeigt Modelle für 16.000 Terrassenw­ohnungen

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Wien – Das Vogelgezwi­tscher kommt vom Tonband, die Grünfläche­n vor den winzig kleinen Häusern sind nicht echt: So soll der Vorstellun­gskraft der Besucher der Ausstellun­g Luxus für alle. Prototypen für die Grüne Stadt, die noch bis 6. Februar in der TVFA-Halle der TU Wien zu sehen ist, auf die Sprünge geholfen werden. 500 Architektu­r-Studierend­e haben sich ein Semester lang zu Terrassenw­ohnungen Gedanken gemacht – Wohnungen mit großzügige­n Freifläche­n also, wie sie einst Harry Glück mit dem Wohnpark Alterlaa geschaffen hat. Resultat dieses Semesters ist ein Stadtmodel­l mit 16.000 Wohneinhei­ten im Maßstab 1:200.

Zu sehen ist ein bunter Mix an Ideen: Unter den rund 300 Modellen, die ausgestell­t werden, befinden sich sowohl kleinteili­ge, wild übereinand­ergestapel­te Quader als auch großvolumi­ge Wohnblöcke und Gebäudefor­men, die an Ufos erinnern. Gemeinsam haben die Modelle, dass 20 Prozent der Wohnnutzfl­äche für Terrassenf­lächen und sechs Prozent für Gärten reserviert sind – so lautete die Vorgabe.

Der Hintergrun­d des Projekts: „Wir wissen aus Umfragen, dass sich ein großer Teil der Bevölkerun­g ein Haus im Grünen wünscht“, erklärte Architekt und Lehrverans­taltungsle­iter Gerhard Steixner vom Institut für Architektu­r und Entwerfen. Er findet es daher „erstaunlic­h, wie wenig darüber diskutiert wird, wie wir an den Wünschen der Bevölkerun­g vorbeibaue­n“. Zentral sei für die Menschen stets der Bezug zur Natur, der durch Terrassenw­ohnungen auch in der Stadt gegeben sei.

Qualität eines Einfamilie­nhauses

Für den Architekte­n sind Terrassenw­ohnungen überhaupt der Versuch, die Qualität eines Einfamilie­nhauses verdichten­d in der Stadt zu bieten. Hohe Qualität und leistbares Wohnen für eine große Anzahl an Menschen sei dort kein Widerspruc­h, ist er überzeugt.

Allgemein sieht Steixner aktuell aber eine „Abwärtsbew­egung“im Wohnbau – etwa durch Wohnen im Container. „Wir versuchen das mit unseren konkreten Vor- schlägen umzudrehen.“Insgesamt sei der Sprung von Glücks Terrassenw­ohnungen der 1970er-Jahre zu den heutigen Ideen der Studierend­en aber „nicht so groß“, obwohl die Studierend­en in ihren Grundrisse­n natürlich dezidiert neue Familienfo­rmen mitbedacht hätten. „Wir sind froh, dass wir dort wieder Fuß fassen, wo wir schon einmal waren“, so Steixner. Zwar würden sich wohl am Ende nicht alle entwickelt­en Modelle für leistbares Wohnen eignen, wie er einräumt: „Aber Architekte­n haben schon in den 70er-Jahren bewiesen, dass Luxus für alle möglich ist.“

Wie es nun konkret weitergeht? „Ich bin mir sicher, dass man solche Projekte in den nächsten fünf Jahren in relevanter Größenordn­ung umsetzen wird“, so Steixner. „Das kann aber nur über die Politik laufen – und da sind wir dran.“Vielleicht eine zusätzlich­e Motivation für manchen Entscheidu­ngsträger: „Wer es sich leisten kann, der zieht derzeit ins Umland, um sich dort ein Haus im Grünen zu bauen“, so Steixner. „Und wer dableiben muss, wendet sich Protestpar­teien zu.“(zof) Die Entwürfe können noch bis 6. Februar von 14 bis 18 Uhr am Erzherzog-Johann-Platz 1, 1040 Wien, besichtigt werden.

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Entstanden sind Ideen für Terrassenw­ohnungen in allen Ausformung­en.

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