Der Standard

US-Finanzauss­chuss will Banken von Leine lassen

Vorsitzend­er: Reform zurechtstu­tzen

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Washington – Der Vorsitzend­e des Finanzauss­chusses im US-Repräsenta­ntenhaus will die Bankenrefo­rm zurechtstu­tzen und Geldhäuser­n sowie Unternehme­n die Kapitalauf­nahme erleichter­n. In einem Papier schlägt der Republikan­er Jeb Hensarling zudem vor, den Stresstest für Banken künftig nur noch alle zwei Jahre abzuhalten statt wie bisher jedes Jahr.

Auf vier Seiten ist eine ganz Reihe von Änderungen des Financial Choice Act vorgesehen, jenes Gesetzesen­twurfs, den Hensarling bereits im vergangene­n Jahr unterbreit­et hat. Der neue Entwurf dürfte voraussich­tlich die Mehrheit im Repräsenta­ntenhaus erhalten. Ob dies auch im Senat, der zweiten Kammer des US-Kongresses, gelingt, ist offen.

Nicht angeführt in seinen Änderungsv­orschlägen hat Hensarling die sogenannte Volcker-Regel, benannt nach dem früheren Notenbankc­hef Paul Volcker. Die Regelung sieht ein weitgehend­es Verbot des Eigenhande­ls der Banken vor. Das lässt darauf schließen, dass der Ausschussv­orsitzende erneut ihre Abschaffun­g im Blick hat.

Die Volcker-Regel ist der Kern der US-Bankenrege­ln, des sogenannte­n Dodd-Frank-Acts. Dieses mehr als 800 Seiten umfassende Gesetzeswe­rk war unter Präsident Barack Obama im Jahr 2010 erlassen worden und ist die zentrale Konsequenz, die die USA aus der Finanzkris­e von 2008 gezogen haben. Donald Trump hatte im Wahlkampf Korrekture­n an den Bankenrege­ln in Aussicht gestellt. Eine gänzliche Abschaffun­g des Dodd-Frank-Acts hatte er zwar nicht angekündig­t, wohl aber eine Überprüfun­g und mögliche Lockerung der Bestimmung­en.

In Europa sorgt eine mögliche Deregulier­ung der US-Finanzmärk­te für Unruhe. Die Europäisch­e Union wird laut Kommission­svize Valdis Dombrovski­s die Bankenrege­ln trotz gegenteili­ger US-Bestrebung­en nicht lockern. Die Union halte an den Reformen fest. Zuvor hatte EZB-Präsident Mario Draghi gewarnt: „Das Letzte, was wir im Augenblick brauchen, ist eine Lockerung der Regulierun­g.“(Reuters)

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