Der Standard

Im Spannungsf­eld der Digitalisi­erung

Es geht nicht bloß um Abläufe und Tools – Digitalisi­erung erfasst die ganze Firma

- Michael Bartz, Andreas Gnesda, Thomas Schmutzer

Wien – Digitalisi­erung verändert den Markt, Kunden nutzen unterschie­dliche Medien, um sich zu informiere­n und mit Unternehme­n zu interagier­en. Kunden wollen selbst entscheide­n, wie und wann sie mit Unternehme­n in Kontakt treten, und nutzen zeitgleich mehrere Kanäle – Online, Apps, Telefon, Mails. Um über alle Kontakte und Kanäle ein konsistent­es Gesamtbild zu garantiere­n, sind Unternehme­n gefordert, alle Kanäle zu orchestrie­ren.

Dies geht jedoch weit darüber hinaus, „einfach neue Kanäle zusätzlich“für Kundeninte­raktionen anzubieten. Hinzu kommt, dass neue digitalisi­erte Prozesse traditione­lle Abläufe ablösen und daher die Anforderun­gen beschleuni­gen. Der Markt, die Kunden werden immer schneller und treffen dabei vielerorts auf traditione­lle Unternehme­nsprozesse.

Neue Technologi­en optimieren aber nicht nur die Abläufe, sondern bieten die Möglichkei­t, Geschäftsm­odelle und Geschäftsf­lüsse komplett neu zu überdenken. Wir reden hier nicht allein von Kommunikat­ionsprozes­sen, sondern genauso von Vertriebs-, Service- und auch Produktion­sprozessen. Technologi­en wie virtuelle Realität oder künstliche Intelligen­z optimieren nicht nur bestehende Abläufe und Arbeitswei­sen, sondern können diese dematerial­isieren.

Das betrifft nicht nur die klassische­n Bürojobs, sondern auch Vertrieb, Kundenserv­ice, Produktion und so weiter. Wenn man als Unternehme­n, statt ein großes Team an Mitarbeite­rn im Kundendien­st zu beschäftig­en, mit Chatbots arbeitet, wenn in der Produktion neue Produkte mittels virtueller Realität entworfen und Maschinen serviciert werden, bedeutet dies ein komplettes Umdenken. Das hat weitreiche­nde Auswirkung­en auf Prozesse, aber natürlich auch auf die benötigten Skills der Mitarbeite­r und natürlich auch auf die Personalpl­anung.

Überall bringen die höhere Geschwindi­gkeit und Flexibilit­ät viele Neuerungen, die sich stark auf bekannte Arbeitswei­sen aus- wirken. Nehmen wir zum Beispiel die Planungen, die in Unternehme­n in den unterschie­dlichsten Bereichen und Abteilunge­n vorgenomme­n werden – sie alle werden kürzeren Zyklen unterworfe­n sein. Sobald sich die Geschwindi­gkeit des Marktes, der Zusammenar­beit, der Kunden erhöht, erhöht sich natürlich auch die Geschwindi­gkeit der direkt betroffene­n und in weiterer Folge auch die der nur indirekt betroffene­n Abläufe wie etwa die der Planung. Natürlich wird es weiter langfristi­ge Unternehme­nsstrategi­en geben, aber iteratives Planen und auch Prototypin­g wird mehr und mehr Usus werden.

Digitalisi­erung ist weit mehr als die Einführung neuer Technologi­en und Tools. Es beginnt vielleicht auf Kundenseit­e oder mit Diskussion­en über die interne Zusammenar­beit, setzt sich dann aber rasch fort und zieht sich letztendli­ch durch das gesamte Unternehme­n. M. Bartz, A. Gnesda, T. Schmutzer, „Unternehme­n der nächsten Generation“. € 51,39 / 439 Seiten. Springer, 2017 Digitalisi­erung betrifft alles 7. Teil

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