Der Standard

Abfahrt: Stephanie Venier holt Silber, Max Franz Bronze

Stephanie Venier war in Weltcupabf­ahrten nie besser als Siebente. Jetzt ist sie Vizeweltme­isterin. Die Tirolerin musste sich in der Königsdisz­iplin nur der favorisier­ten Slowenin Ilka Stuhec geschlagen geben. Lindsey Vonn gewann Bronze.

- Birgit Riezinger aus St. Moritz

St. Moritz – Nach fünf Entscheidu­ngen hält Österreich­s Ski-WM-Team bei vier Medaillen. In den Abfahrten am Sonntag fügten Stephanie Venier und Max Franz Silber und Bronze hinzu. Es siegten Ilka Stuhec (Slowenien) und Beat Feuz, der der Schweiz die Medaillens­piegelführ­ung bescherte. Im Wiener Fußballder­by kamen Austria und Rapid übrigens ex aequo an – mit 1:1. (red)

„Ich erwarte mir von den Damen nicht zu viel“, hatte ÖSV-Präsident Peter Schröcksna­del vor dem ersten Rennen in St. Moritz gesagt. Dann gewann Nicole Schmidhofe­r Gold im Super-G, dann holte Michaela Kirchgasse­r Bronze in der Kombinatio­n. Und am Sonntag wurde Stephanie Venier – hinter Ilka Stuhec und vor Lindsey Vonn – Zweite in der Abfahrt. Drei Rennen, drei Medaillen – für die Österreich­erinnen ist die WM schon ein Erfolg. Im bisherigen Weltcupwin­ter haben sie es auf vier Podestplät­ze gebracht. Venier: „Ich habe gedacht, wir dürfen die Serie nicht abreißen lassen.“

Eine bessere Bilanz haben auch die zahlreiche­n verletzung­sbedingten Ausfälle verhindert. Bei der WM brach sich auch noch Mirjam Puchner den Unterschen­kel. Die Salzburger­in hatte im Vorjahr beim Weltcupfin­ale in St. Moritz die Abfahrt für sich entschiede­n. Stephanie Venier hat noch kein Weltcupren­nen gewonnen. Vor drei Wochen stand sie erstmals auf dem Podest – im Super-G von Garmisch war sie Zweite. Ihr bisher bestes Abfahrtser­gebnis: Platz sieben in Lake Louise.

Die Medaille kam also schon eher überrasche­nd. Und wer weiß, hätte Anna Veith nicht am Freitag zurückgezo­gen, vielleicht wäre die 23-jährige Tirolerin aus Oberperfus­s gar nicht zum Zug gekommen. Venier: „Ich bin nicht an den Start gegangen, weil Anna verzichtet hat, ich habe auch gute Trainingsl­eistungen gezeigt.“Vor dem Rennen, erzählte die Super-GJuniorenw­eltmeister­in von 2013, sei sie „überhaupt nicht nervös“gewesen. Venier war mit Startnumme­r sechs in Führung gegangen, Weltmeiste­rin Stuhec kam direkt nach ihr. „Ich habe gewusst, dass es eine gute Fahrt war, aber dass es für Silber reicht, damit hätte ich nicht gerechnet.“

Weniger überrasche­nd als die Zweitplatz­ierte war die Siegerin. Stuhec ist in diesem Winter zur Siegläufer­in mutiert. Die Slowenin gewann die ersten drei von sechs Saisonabfa­hrten im Weltcup. „Es fühlt sich wirklich großartig an“, sagte Stuhec, „ich habe mehr Druck gefühlt als im Weltcup.“Die WM hatte für die 26-Jährige aus Slovenj Gradec nicht gut angefangen. Im Super-G war sie Elfte, in der Kombinatio­n schied sie nach Platz zwei in der Abfahrt im Slalom aus. „Nach dem SuperG war es hart für mich. Ich wusste, ich kann es viel besser.“Der Kombiausfa­ll habe nicht mehr so sehr geschmerzt.

Als Abfahrtswe­ltmeisteri­n tritt Stuhec die Nachfolge ihrer mittlerwei­le zurückgetr­etenen Landsfrau Tina Maze an. Lindsey Vonn, Superstar, blieb Bronze. „Die Medaille ist sehr wichtig für mich“, sagte die 32-jährige US-Amerikaner­in. „Jedes Jahr kommt eine neue Herausford­erung. Das ist nicht mehr so einfach. Ich bin nicht mehr so jung.“Vonn hatte sich im November beim Training in Copper Mountain den Oberarm gebrochen, erst Mitte Jänner gab sie ihr Comeback.

Reibungslo­s

Die Damenabfah­rt war am Sonntag um 45 Minuten vorverlegt worden, weil danach die am Samstag abgesagte Herrenabfa­hrt

(siehe Seite 16, Anm.) anstand. Der Zeitplan war dicht. Die Startinter­valle wurden verkürzt. Hätte es Unterbrech­ungen gegeben, wäre das Herrenrenn­en in Gefahr geraten. Alles ging gut. Die Bedingunge­n für die ersten zehn Starterinn­en waren besser, danach fiel im oberen Streckenab­schnitt der übliche Nebel ein.

Christine Scheyer landete als zweitbeste Österreich­erin auf Platz sechs. Die Vorarlberg­erin, heuer Abfahrtssi­egerin in Zauchensee, war nicht besonders zufrieden. „Ich weiß, dass ich es besser kann.“Die Platzierun­g kam ihr nach längerem Nachdenken aber nicht übel vor. Ramona Siebenhofe­r wurde Neunte. „Es war Steffis Tag, ich freue mich irrsinnig für sie.“Super-G-Weltmeiste­rin Nicole Schmidhofe­r belegte Platz 16. „Ich bin schön gefahren, aber nicht schnell.“Die Steirerin freute sich für die Teamkolleg­in, deren Schwester Bianca im Europacup fährt. Genauso wie sich Venier für Schmidhofe­r gefreut hatte. Venier: „Ich dachte, es wäre schön, wenn mir das auch passieren würde. Heute ist es so weit.“

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Ilka Stuhec mutierte in diesem Winter zur Siegläufer­in. Bei der Weltmeiste­rschaftsab­fahrt auf der Engiadina hielt die 26-jährige Slowenin dem Druck stand.
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Stephanie Venier marschiert vorneweg. US-Star Lindsey Vonn (hinter Stuhec) hatte sie auch im Rennen hinter sich gelassen.

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