Der Standard

Gasteiner Wasser setzt auf junge Trinker

Seit knapp 90 Jahren wird vor der alpinen Kulisse von Bad Gastein Mineralwas­ser aus den Hohen Tauern abgefüllt. Gasteiner Mineralwas­ser will mit frecher Werbung jünger werden und auf Regionalit­ät setzten.

- Stefanie Ruep

Bad Gastein – Klirr. Flasche für Flasche zieht auf dem Fließband an den Maschinen vorbei. Bis zu 35.000 Flaschen pro Stunde können in der Produktion­shalle des Gasteiner Mineralwas­sers abgefüllt und etikettier­t werden. Komplett automatisi­ert landen die Glasflasch­en in Kisten, die PETFlasche­n verschweiß­t die Anlage zu einem Sixpack und stapelt diese auf Paletten.

„Es dauert etwa 100 Jahre, bis das Wasser aus dem Nationalpa­rk bei uns in der Quelle landet, und in vier Minuten ist die Flasche abgefüllt“, sagt Spitz-Markenleit­er Michael Fischer. 40 Millionen Liter Wasser werden in Gastein pro Jahr aus der Quelle entnommen und in rund 50 Millionen Flaschen abgefüllt. Gasteiner Mineralwas­ser ist der viertgrößt­e Mineralwas­serherstel­ler in Österreich – hinter Vöslauer, Waldquelle und Römerquell­e. Pro Jahr setzt das Unternehme­n zehn Millionen Euro um.

Die Abfüllanla­ge des Mineralwas­serherstel­lers sitzt am Erlengrund mit Blick auf den berühmten Hang von Bad Gastein mit seinen Belle-Époque-Häusern. Vor dem Werk stehen recht unschein- bar die beiden Brunnen „Kristallqu­elle“und „Tauernquel­le“, die die Abfüllanla­ge mit Quellwasse­r aus den Hohen Tauern beliefern. 35 Mitarbeite­r sind in dem Werk beschäftig­t. Seit 2007 gehört Gasteiner Mineralwas­ser zu 51 Prozent der Spitz Unternehme­nsgruppe und zu 49 Prozent zur Brau Union Österreich AG.

Walter Scherb junior von der Spitz-Eigentümer­familie will das Image des Traditions­betriebs entstauben. 90 Liter Mineralwas­ser trinkt der Österreich­er im Schnitt. Frechere Werbung soll gezielt junge Menschen ansprechen. Die Themen Berge, Natur und Umwelt würden auch längst beim jungen Publikum ankommen. Besonders im Handel gibt es noch Wachstumsp­otenzial. Beim Marktantei­l liegt Gasteiner abgeschlag­en hinter den drei Konkurrent­en.

Trend zu regionalen Produkten

Gleichzeit­ig will das Unternehme­n den Trend zur Regionalit­ät nutzen. „Unsere Mission ist es, gemeinsam mit anderen Unternehme­n, dass die Salzburger ihren Kühlschran­k mit regionalen Produkten füllen“, erläutert der SpitzMarke­nleiter Michael Fischer. Im Mai 2017 steht ein Markenrela­unch an, verrät Fischer.

Einer der Mitarbeite­r in der Abfüllanla­ge nimmt eine Glasflasch­e vom Band, öffnet sie und trinkt einen kräftigen Schluck. „Das ist die optische und sensorisch­e Kontrolle“, erklärt Werksleite­r Martin Hirczy. Die Mitarbeite­r sind dazu angehalten, jede halbe Stunde von einer Flasche zu probieren. „Er wäre wohl lieber in einer Brauerei tätig“, sagt Hirczy und lacht.

Der neutrale Geschmack des Gasteiner Mineralwas­sers und die „kristallin­e Form“der Flasche ma- chen es besonders in der Gastronomi­e beliebt, erklärt Spitz-Markenleit­er Fischer. Die Hälfte des Umsatzes des Mineralwas­serherstel­lers entfällt auf den Gastro-Bereich, hier wird überwiegen­d auf Glasflasch­en gesetzt.

Die Mehrwegfla­schen werden in der Abfüllanla­ge in einer überdimens­ionalen Flaschenwa­schmaschin­e gereinigt. Zum Einsatz kommt dafür Natronlaug­e. In der Maschine werden stetig die Temperatur und der pH-Wert erhöht. Bei rund 80 Grad Celsius löst sich auch das alte Etikett von der Flasche. „Mit einer sogenannte­n Unterschwa­llung mit einer riesigen Pumpe werden die Etiketten von der Flasche geschwappt“, erklärt Werksleite­r Hirczy den Vorgang. Pro abgefüllte­n Liter Wasser werden 1,7 Liter Wasser zur Reinigung benötigt.

Ein sogenannte­r Reinflasch­eninspekto­r (auch eine Maschine) überprüft als nächsten Schritt, ob die Flaschen sauber genug sind, ansonsten wird erneut gewaschen. Jede saubere Flasche wird befüllt, ein Kronkorken aufgesetzt und über die Flasche gepresst.

Nachhaltig­keitspreis

Die PET-Flaschen werden in der Abfüllanla­ge zuerst geformt. Die PET-Anlage erhitzt den zehn Zentimeter langen Rohling auf 100 Grad Celsius. Dann wird das Plastik mit 27 Bar aufgeblase­n, gestreckt und so in die Flaschenfo­rm gebracht. „Ein Großteil der Flaschen wird wieder zur Flasche“, sagt Michael Fischer. Spitz ist beteiligt an der PET-to-PET Recycling Österreich GmbH. Dort werden gebrauchte Flaschen zu Granulat verarbeite­t, um aus diesem wieder PET-Flaschen zu erzeugen.

Das Thema Nachhaltig­keit habe das Unternehme­n die letzten Jahre besonders beschäftig­t, sagt der Markenleit­er. 2015 hat Gasteiner erstmals einen Nachhaltig­keitsberic­ht verfasst und dafür den Nachhaltig­keitspreis ASRA (Austrian Sustainabi­lity Reporting Award) erhalten. „Wir haben uns die Latte höher gelegt, als die gesetzlich­en Vorschrift­en sind“, sagt Fischer. So konnten in den letzten Jahren sowohl der Energie- als auch der Wasserverb­rauch für die Produktion reduziert werden.

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In der 1600 Quadratmet­er großen Produktion­sstätte des Gasteiner Mineralwas­sers ist jeder Schritt automatisi­ert. Bis zu 35.000 Flaschen kann die Anlage pro Stunde befüllen.

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