Der Standard

Spekulatio­nen und Dementis zu Regierungs­umbau

Ablöse von Sobotka im Gespräch, aber unwahrsche­inlich – Sorge um Gesundheit­sministeri­n Oberhauser

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Wien – Ein Bericht der Kronen Zeitung über einen angeblich bevorstehe­nden Umbau im Regierungs­team hat am Sonntag zu eifrigen Dementis sowohl bei SPÖ wie auch ÖVP gesorgt, aber auch für weiterführ­ende Spekulatio­nen und gegenseiti­ge Schuldzuwe­isungen. Der Bericht geht davon aus, dass Innenminis­ter Wolfgang Sobotka (ÖVP) abgelöst werden soll. Das läge sowohl im Interesse von Kanzler Christian Kern (SPÖ) wie auch in jenem von Vizekanzle­r Reinhold Mitterlehn­er (ÖVP), der ebenso unter den Alleingäng­en Sobotkas leide.

Sobotka, so heißt es in der Krone, könnte von Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil (SPÖ) abgelöst werden, was einen Ressorttau­sch zwischen SPÖ und ÖVP bedingen und zu einer größeren Rochade in der gesamten Mannschaft führen würde. Doskozil könnte von Infrastruk­turminis- ter Jörg Leichtfrie­d (SPÖ) ersetzt, dessen Ressort dann von Staatssekr­etär Harald Mahrer (ÖVP) übernommen werden.

SPÖ und ÖVP dementiere­n einen solchen Umbau, allerdings mit unterschie­dlichen Zugängen. Ein Treffen am Sonntag im Kanzleramt, bei dem die Rochade besprochen werden sollte, habe allerdings nicht stattgefun­den. Und wenn, so heißt es aus der ÖVP, dann sei dies nur ein SPÖ-Treffen, Mitterlehn­er sei in diese Pläne nicht eingebunde­n und habe auch kein Interesse daran. Es sei absurd anzunehmen, dass die ÖVP auf das Innenresso­rt verzichten und dieses der SPÖ überlassen würde. Das Streben der SPÖ, ihr Defizit an Sicherheit­skompetenz zu kompensier­en, sei zwar nachvollzi­ehbar, die Idee, zwei Sicherheit­sressorts – Verteidigu­ng und Inneres – in SPÖ-Händen zu konzentrie­ren, sei aber völlig undenkbar. Dass Kern möglicherw­eise mit seinen Ressorts und deren Besetzung nicht glücklich sei, wäre ausschließ­lich dessen Problem. Dass eine derartige Geschichte in der Krone lanciert werde, sei auch auf die SPÖ zurückzufü­hren.

Wer was lanciert

In der SPÖ geht man wiederum davon aus, dass Gerüchte um eine Regierungs­umbildung von der ÖVP lanciert würden, da Mitterlehn­er nur seinen Versuch Sobotka loszuwerde­n kaschieren möchte. Im Übrigen stünde nach wie vor Familienmi­nisterin Sophie Karmasin vor der Ablöse, ein Vorhaben, an dem Mitterlehn­er schon seit Monaten laboriert.

Dass es kurzfristi­g zu einer Umbildung kommt, schließt die ÖVP aber aus. Der ebenfalls genannte Landwirtsc­haftsminis­ter Andrä Rupprechte­r meint, „die Leute wollen, dass wir arbeiten und nicht schon wieder Personelle­s debattiere­n“. Staatssekr­etär Mahrer selbst weilte bis Sonntag im Urlaub und hatte von den Gerüchten nichts gehört: „Ich trete am Montag ganz normal meinen Dienst an“, versichert­e er dem Standard.

Tatsächlic­h haben die Überlegung­en über einen Umbau der Regierungs­mannschaft aber einen ernsten und bedrückend­en Hintergrun­d. Der Gesundheit­szustand von Gesundheit­sministeri­n Sabine Oberhauser (SPÖ) hat sich in der vergangene­n Woche verschlech­tert, sie befindet sich derzeit wieder in stationäre­r Behandlung. Spekulatio­nen über ihre Nachbesetz­ung seien geschmackl­os. Sie selbst habe gesagt, sie könne ihr Amt ausüben. Kanzler Kern stehe voll hinter ihr, es läge ausschließ­lich in ihrer Entscheidu­ng, ob sie an einen Rückzug denke oder nicht. (cs, völ)

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